Nicht schon wieder Liebe
Zeitung las, erstarb ihr Gelächter jedoch abrupt. Sie kam schlitternd zum Stehen und wich schüchtern zurück, um sich mit dem Rücken gegen ihre Tante zu drängen.
Veronica legte ihr die Hände auf die Schultern und blickte Coop über Lizzys Kopf hinweg an. Er hatte bei ihrem Erscheinen von seiner Zeitung aufgesehen, und als sein Blick jetzt auf Lizzy fiel, verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln, das überraschend sanft und gewinnend war. Der Ausdruck seiner dunklen Augen wurde weich. »Hallo, kleine Maus.«
Gefesselt von einem Ausdruck, den sie nicht in einer Million Jahre auf diesem Aufrührer-Gesicht erwartet hätte, musste Veronica sich fast gewaltsam aus seinem Bann befreien. »Äh, Lizzy, das ist Mr. Blackstock, der Mann, von dem ich dir vorhin erzählt habe. Coop, das ist meine Nichte, Lizzy Davis.«
Irgendetwas bewirkte, dass sich seine Miene für einen flüchtigen Moment anspannte, aber der seltsame Ausdruck kam und ging wieder, ehe Veronica ihn verstehen konnte. »Freut mich, dich kennen zu lernen, Lizzy Davis«, war alles, was er sagte. »Nenn mich ruhig Coop.«
»Okay«, murmelte Lizzy, drückte sich aber noch immer scheu an Veronica.
Veronicas eigene Nerven tanzten einen unerklärlichen kleinen Swing. »Ich bin überrascht, Sie schon so früh auf den Beinen zu sehen«, sagte sie zu Coop. Als sie sich am Tag zuvor in der Küche begegnet waren, war es fast schon Mittag gewesen, und sie zumindest würde jetzt noch schlafen, wenn ihre Verantwortung für Lizzy nicht wäre.
Die Schulter, die er mit einem indifferenten Achselzucken hochzog, schien einen halben Meter breit zu sein. »Hab’ heute noch Verschiedenes zu erledigen.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, und er fühlte sich offenbar ganz wie zu Hause mit seiner Zeitung und seinem Kaffee, bequem gekleidet in alte Jeans und ein ausgewaschenes schwarzes T-Shirt, über dem er ein offenes beige-burgunderrot-schwarz kariertes Hemd aus Cordsamt trug.
Veronica ärgerte sich, dass es ihr so schwer fiel, ihren Blick von Coop loszureißen, und sie beugte den Kopf zu ihrer Nichte hinunter. »Du hattest Recht, Lizzy, hier unten ist es viel wärmer als oben. Und wenn du erst mal was Ordentliches im Magen hast, wird dir noch wärmer werden. Was möchtest du zum Frühstück haben?«
»Cornflakes.«
»Ist das alles? Möchtest du nicht lieber etwas Warmes essen? Vielleicht eine Schale schönen heißen Haferschleim?«
Lizzy schnitt eine Grimasse, und Coop lachte. »Ich bin ganz deiner Meinung, Lizzy Das Zeug ist wirklich ekelhaft.«
Veronica bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Es ist aber gut für sie. Haferschleim ist nahrhaft und sättigend und wird bis zum Mittagessen auf ihren Rippen haften bleiben.«
»Nicht, wenn sie ihn gleich wieder von sich gibt, weil sie den Geschmack nicht ausstehen kann.«
Lizzy löste sich aus Veronicas Armen und bewegte sich zentimeterweise auf Coop zu. »Ich mag nicht, wie er sich im Mund anfühlt«, informierte sie ihn schüchtern. »So weich und matschig.« Sie starrte auf Coops Haar und hob eine Hand, als ob sie es anfassen wollte, ließ ihre Hand dann aber hastig wieder sinken, ohne es zu berühren. Sie betrachtete seine Stachelfrisur jedoch weiterhin mit ernstem, abschätzendem Blick. »Wieso stehen deine Haare so hoch?«
»Das weiß ich nicht, Kleines. Sie wachsen ganz einfach so.« Er strich sich mit einer grobknochigen Hand über den Kopf und schenkte Lizzy ein freundliches Lächeln. »Vielleicht liegt es daran, dass ich mein Haar so kurz trage. Es würde vielleicht etwas glatter und gefälliger liegen, wenn ich es ein bisschen wachsen ließe, aber diese Haarlänge ist so praktisch und pflegeleicht.« Er beugte den Kopf zu Lizzy »Möchtest du mal fühlen?«
Lizzy schob sich noch ein Stückchen näher an ihn heran und strich mit ihrer Hand über den dichten Bürstenschnitt. Ihre Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, als sie sein borstiges Haar unter ihren Fingern spürte, und Veronica stellte fest, dass ihr regelrecht die Handflächen juckten, während sie darüber spekulierte, wie es sich wohl anfühlen mochte.
Coop erwiderte Lizzys Lächeln mit einem breiten Grinsen. »Dein Haar ist auf jeden Fall sehr hübsch. Es glänzt so schön.«
»Ja.« Sie nickte ernst. »Wie Tante Ronnies.«
Coops Blick ruhte für einen Moment auf Veronica, und sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie sie aussah. Haarekämmen hatte nicht besonders weit oben auf ihrer Liste der Dinge gestanden, die noch vor dem
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