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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Morgenmantel, ging ins Badezimmer und putzte sich die Zähne.
    Doch zurück im Schlafzimmer, legte er sich nicht ins Bett, sondern nahm seine Taschenlampe aus der Schublade im Nachtschränkchen, schaltete Naomis Lampe aus und schlich so leise er konnte wieder hinunter in sein Büro.
    Dort rollte er nur im Licht der Taschenlampe den Schlafsack aus, den er vorher schon aus dem Wäscheschrank geholt hatte, hüllte sich darin ein und legte sich auf das winzige Sofa.
    Um fünf Uhr morgens, nach wenigen Stunden unruhigen Schlafs und von schmerzhaften Krämpfen gepeinigt, gab er seine Nachtwache auf und zog sich in sein Bett zurück.

67
    DER APOSTEL WAR GLÜCKLICH. Die Angst in der Stimme der Ungläubigen ließ ihn triumphieren.
Dein Herz ereifere sich nicht wegen der Sünder, sondern eifere stets nach Gottesfurcht! Sprichwörter  23 : 17 .
    Ihre Furcht durchströmte ihn noch immer und heizte ihn an wie ein Brandbeschleuniger. Sie verlieh ihm Kraft und Stärke, so elektrisierend, dass er versucht war, sie noch einmal anzurufen, noch mehr aus ihr herauszulocken und in sich hineinfließen zu lassen. Doch das wäre Gier gewesen, und Gier war eine Sünde. Gott war gut zu ihm gewesen und hatte ihn zum Aufenthaltsort der Sünder geführt. Diese Güte durfte er jetzt nicht mit niederer Genusssucht vergelten.
    Noch trunken von Mrs. Naomi Klaessons Angst, setzte er sich an seinen Schreibtisch, klappte den Laptop auf und loggte sich ins Internet, in Google Earth ein. Vor sich sah er den Globus.
    Er bewegte den Cursor, gab den Begriff
Sussex
ein, schlug eine Taste an und zoomte näher heran, bis Sussex und ein Teil der angrenzenden Countys den Bildschirm füllten. Eifrig studierte er die Städtenamen in der Umgebung des Wohnortes der Sünder.
    Worthing. Brighton. Lewes. Eastbourne.
    Er war noch nie in England gewesen. Ihm fiel ein, dass es auch in Amerika eine Stadt namens Brighton gab. Brighton Beach. Doch ansonsten sagten ihm die Namen nichts. Dieses County, Sussex, diese Städte – ihre Namen traten plastisch auf dem Bildschirm hervor, so realistisch, dass sie sich sofort in sein Gedächtnis einbrannten.
    Dann gab er
Caibourne
ein.
    Caibourne!
Er studierte den Namen, sprach ihn laut aus, wiederholte ihn. »Caibourne!« In diesem Augenblick war es der süßeste Klang auf der Welt.
    Er fuhr näher heran, bis in Luftaufnahme eine kleine Ansammlung von Häusern erschien. Eines dieser Häuser gehörte John und Naomi Klaesson. Er gab ihre Postleitzahl ein und sofort rückten die Häuser noch näher heran.
    Der Apostel stieß triumphierend die Faust in die Luft. Unmittelbar darauf übermannten ihn Schuldgefühle. Er sollte sich nicht von seiner Euphorie übermannen lassen, sondern sich zusammennehmen. In diesem Stadium waren Gefühle verboten. Die Freude musste er sich für später aufheben.
    Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Psalm  126 : 5 .
    Ein klein wenig Freude konnte doch keine Sünde sein, oder? Und genau dies empfand Timon Cort in dem Moment, in seinem Einzimmerapartment, das Gott für ihn gefunden hatte, in dem niedrigen, größtenteils von eigenbrötlerischen älteren Leuten bewohnten Mietshaus, in dieser ruhigen Nebenstraße der Stadt Rochester im Staat New York.
    Gottes Freude.
    Es war lange her, dass er von dem Berg in Colorado hinab in die Niederungen gestiegen war. Zweieinhalb Jahre, dass er in das Internetcafé in Boulder, Colorado gegangen war, um die Instruktionen herunterzuladen, die auf ihn warteten. Die Namen des ersten Paares und ihrer Brut, die er töten sollte, und der Ort, an dem er die folgenden Befehle abholen sollte.
    Jetzt galt es nur noch eine letzte Aufgabe zu erfüllen, um den Großen Ritus abzuschließen. Dann würde er zu einem reinen Apostel werden, und Gott würde ihm zur Belohnung die schöne, liebevolle Lara schenken, die seit zweieinhalb langen Jahren geduldig auf ihn wartete und so lange weiter ausharren würde, wie es nötig wäre. Und dann würden sie für den Rest ihres Daseins in der rechten Hand Gottes leben, im Paradies.
    Viel Zeit war vergangen, zugleich war sie aber auch stehen geblieben. Sein Haar war noch immer kurz geschoren, und er trug dieselbe Uniform wie alle Apostel. Ein lockeres weißes T-Shirt, graue Chinos und Plastiksandalen. Er verbrachte seine Tage mit Beten, las die Bibel, nahm karge Mahlzeiten zu sich, wartete ab und wiederholte wieder und wieder jeden der vierzig Traktate, die er auswendig gelernt hatte.
    Er besaß einen dunklen Anzug, ein Hemd, eine

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