PR TB 148 Göttin Der Galaxis
daß ihr Verhalten nicht abnormal
genannt werden konnte.
»Fangen wir an!« sagte Omar Ben Said.
Hung Gol-Tsen nickte, schaltete die Projektoren des
HÜ-Schirmgenerators ein und richtete den Feldanker diesmal nicht
in die gewünschte Bewegungsrichtung, sondern hinter das Boot.
Anschließend polte er den Feldanker um, so daß die
Space-Jet abgestoßen statt angezogen wurde.
Während der Diskus auf die Zone des unsichtbaren
Energieschirms zuglitt, sagte Gol-Tsen zu Holy Caprice:
»Wahrscheinlich sind Sie mit der Funktionsweise eines
HÜ-Schirmes nicht so vertraut wie wir, Holy.«
»Funktioniert ein HÜ-Schirm nicht so, daß er eine
Veränderung der geometrischen Feldstruktur des raumzeitlichen
Kontinuums hervorruft, wie es auch Feldtriebwerke tun?« fragte
die Kunstmalerin.
»Diese Definition der Wirkungsweise trifft auf die meisten
normalenergetischen Schutzschirme zu«, erwiderte der Kapitän.
»Beim Hochenergie-Überladungsschirm handelt es sich jedoch
um ein fünfdimensionales Feld mit einer instabilen
Librations-Überladungszone. Mit Librations-Überladungszone
ist ein Effekt gemeint, der dadurch entsteht, daß mehrere
fünfdimensionale Energiefelder so aufeinander einwirken, daß
außerhalb ihrer Krümmungszone ein künstlicher
Linearraum erzeugt wird, der wegen seiner energetischen Verwandschaft
mit dem natürlichen Linear- oder
Zwischenraum in Verbindung steht.
Da diese Verbindung nur dann durch Erzeugung einer künstlichen
Librationszone zwischen Normal- und Hyperraum hergestellt wird, wenn
die Stabilität der fünfdimensionalen Felder durch äußere
Einwirkungen geschwächt wird, sprechen wir von einer instabilen
Librations-Überladungszone.«
Holy machte große Augen.
»Demnach verschwinden wir im Linearraum, wenn der HÜ-Schirm
angegriffen wird?« wollte sie sich vergewissern.
»Nein!« antwortete Gol-Tsen geduldig. »Ein
Objekt kann nur dann in den Linearraum überwechseln, wenn es
mindestens zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit erreicht hat - und
dann nur mit sehr hohem Energieaufwand. Nein, der HÜ-Schirm
erzeugt lediglich außerhalb seiner in sich gekrümmten
Felder eine schmale Librationszone. Die Schirmfelder selbst und das
von ihnen umhüllte Objekt bleiben innerhalb des
vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuums.«
Holy Caprice wollte noch etwas sagen. Sie kam aber nicht mehr
dazu, weil Vymur sich meldete.
»HÜ-Schirm reagiert!« sagte er tonlos.
Im nächsten Augenblick sahen auch seine Gefährten, wie
sich außerhalb des grünlich schimmernden
HochenergieÜberladungsschirms, und zwar in Fahrtrichtung,
unheimlich anmutende schwarze Schemen ausbreiteten, die langsam
außerhalb des Schirmes nach hinten wanderten.
Es handelte sich bei dieser Erscheinung um einen Nebeneffekt, die
sogenannten Strukturrisse, die an dem energetisch dimensionalen
Grenzbereich von Normal- und Hyperraum entstanden.
»Wir sind durch!« stellte Gol-Tsen trocken fest, als
die Strukturrisse hinter dem Heck der Space-Jet erloschen.
»Haben wir den fremden Energieschirm zerstört?«
wollte Omar Ben Said wissen.
Vymur Alsaya schüttelte lächelnd den Kopf.
»Wahrscheinlich nicht. Ich denke, daß wir für den
fremden Energieschirm gar nicht existent waren, weil er weder uns
noch den HÜ-Schirm selbst, sondern nur die schmale
Linearraumzone wahrnehmen konnte.«
»Wenn ein denkendes Wesen in den Gebäuden ist, wird es
die wandernde Linearraumzone bemerkt und daraus seine Schlüsse
gezogen haben«, meinte der Kapitän. »Ich bin
gespannt darauf, wie es sich verhält. Ob es angreift oder
abwartet.«
Er stoppte die langsame Fahrt der Space-Jet und verankerte sie mit
Hilfe des Feldankers dicht vor der Außenhülle der riesigen
Kuppel, auf deren Außenfläche die rosafarbenen Medusen
wimmelten.
»Wie geht es weiter?« erkundigte sich Omar.
Hung Gol-Tsen lächelte verlegen.
»Wir stehen vor einem Dilemma, Omar«, erklärte
er. »Wenn wir in die Kuppel eindringen wollen, müssen wir
Gewalt anwenden. Ich weiß nicht, welche Beziehung zwischen dem
Fremden, wie ich dieses geheimnisvolle Etwas in den Gebäuden
einmal nennen will, und den Medusen besteht und ob es feindselig
reagiert, wenn wir einige Millionen dieser Wesen beim Versuch des
gewaltsamen Eindringens töten. Vielleicht reagiert es darauf gar
nicht. Aber ich halte es für wahrscheinlich, daß es auf
den Einbruchsversuch selbst reagiert.«
»Hm!« machte der Biologe nachdenklich. »Warum
versuchen wir nicht zuerst, einen Eingang zu finden, Gol-Tsen? Wenn
das
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