Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
nicht machen?“
Lotter antwortete nicht gleich. Er lehnte sich gegen die Wand und schien zu überlegen. Schließlich gab er zu: „Doch, das würde ich. Also schön. Meinetwegen können Sie hier alles kontrollieren. Wenn Sie mich über jeden Schritt informieren und nichts kaputtmachen, sollte das kein Problem sein.“
„Wir haben nicht vor, etwas kaputtzumachen. Aber selbst wenn das passieren sollte, wäre das zweitrangig. Es geht hier um ein Menschenleben. Das ist wichtiger als alles andere in diesem Gebäude.“
„Wie Sie meinen. Dann machen Sie, was Sie nicht lassen können.“
„Haben Sie einen Generalschlüssel?“
„Ja, das schon.“
„Aber?“
„Auch ich komme nicht in alle Räume hinein. Das Labor ist durch einen elektronischen Magnetstreifen gesichert. Das sagte ich doch schon. Um dort hineinzugelangen, müsste ich mich mit dem Leiter dieser Einrichtung kurzschließen.“
„Muss das jeder, der ins Labor will?“
„Ja.“
„Gut, das wird der Mörder kaum gemacht haben. Daher können wir das Labor vernachlässigen. Aber zu allen anderen Zimmern können Sie uns Zutritt verschaffen?“
Lotter überlegte. „Ich glaube schon.“
„Dann los. Wir fangen hier unten an und arbeiten uns Stockwerk für Stockwerk hinauf.“
„Aber nun denken Sie doch einmal nach“, seufzte Lotter. „Mit einer bewusstlosen Person auf den Armen könnte jemand schon kaum unbemerkt hier eindringen. Dann aber auch noch problemlos über die Treppe nach oben zu gehen ist unmöglich.“
„Gibt es einen Aufzug?“, fragte Thomas.
„Ja, auf der anderen Seite des Gebäudes.“
„Dann wäre es doch denkbar, dass der Mörder diesen benutzt hat.“
„Sie wollen es nicht begreifen, oder?“
„Schluss jetzt.“ Ohne weiter darüber zu diskutieren, trat Tommy an Lotter vorbei und lief zur nächsten Tür. „Aufmachen! Sofort!“
Der Sicherheitsbeauftragte stieß einen verächtlichen Laut aus. Dann folgte er Thomas und kramte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche. „Auf Ihre Verantwortung.“
„Reden Sie nicht länger, sondern machen Sie endlich die Tür auf.“
Nachdem er den Schlüssel ins Schloss gesteckt hatte, machte Lotter die Tür auf und ließ Tommy und seine Kollegen in das Zimmer treten. Sofort knipste Thomas das Licht an und sah sich um. Es handelte sich um ein typisches Büro. In der Mitte stand ein Schreibtisch, auf dem sich ein Computer, eine Lampe sowie mehrere Dokumente befanden. An den Wänden entdeckte Tommy einige Regale und Kommoden. Von Kortmann war keine Spur vorhanden.
„Auf zum nächsten Zimmer“, befahl der Kommissar.
Doch auch in den anderen Räumen des Erdgeschosses konnten die Beamten das Schwergewicht nicht finden. Nirgends gab es einen Hinweis auf Kortmann. Daher begaben sie sich hinauf ins zweite Stockwerk, um ihre Suche dort fortzusetzen.
„Gibt es auch einen Keller?“, wollte Nora wissen.
„Nein. Und es gibt auch keinen Dachboden“, brummte Lotter. Es war mehr als deutlich, dass er von Minute zu Minute gereizter wurde. Ihm missfiel es sehr, das gesamte Gebäude nach einer einzigen Person absuchen zu müssen. In seinen Augen war das reine Zeitverschwendung.
Dennoch fügte er sich den Befehlen der Kommissare. Sobald er die zweite Etage erreichte, zeigte er auf die erste Tür und sagte: „Die Abstellkammer. Möchten Sie diese zuerst überprüfen?“
„Darauf können Sie wetten. In der Zwischenzeit schließen Sie aber schon die anderen Zimmer auf. Das spart Zeit.“
„Wenn es sein muss.“
Während Lotter den Flur hinabschritt, trat Nora vor die Tür der Abstellkammer.
Dasselbe Spielchen also noch einmal. Hoffen wir das Beste.
Sie ergriff die Klinke. Dabei machte sie sich auf jeden möglichen Anblick gefasst. Auch die übrigen Beamten sahen angespannt zur Abstellkammer.
Doch es passierte nichts. Nora zog die Tür nicht auf. Sie konnte es nicht.Sie hielt den Türknauf umklammert und begann heftig zu zittern. Dabei entfuhren ihr Seufzer und unkontrollierte Schreie.
„Was ist los?“, fragte Tommy panisch. „Wieso machst du die Tür nicht auf? Sag etwas!“
Nora wollte ihm antworten. Doch auch das konnte sie nicht. Gegen ihren Willen sackte sie in sich zusammen. Ihre Augen weiteten sich. Das Weiße trat hervor.
„Ach, du Scheiße!“ Endlich erkannte Tommy, worin das Problem lag. „Strom! Die Klinke muss innen verkabelt sein!“
Einer der Kollegen wollte zu Nora eilen, um sie von der Tür wegzuziehen. Aber Tommy hielt ihn im letzten Moment noch zurück.
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