Roulette des Herzens
die säuberlich hingeschriebene Liste. Sie stellte fest, dass Lord Tavisham Name zuoberst stand, »Viscount schreibt man mit einem ›s‹«, murmelte sie.
Ungeduldig furchte Derek die Stirn. »Was hältst du von Lord Tavisham? Gestern Abend hast du mit ihm getanzt.«
»Ich fand ihn ziemlich nett, aber bist du dir sicher, dass er der begehrteste Junggeselle Englands ist? Das finde ich schwer zu glauben.«
»Er ist jung, intelligent und gutherzig. Er hat einen Titel und ein jährliches Einkommen, um das sogar ich ihn beneiden könnte. Er ist, die beste Partie, die mir je vor die Augen gekommen ist.« Derek setzte ein falsches, unnatürliches Lächeln auf. »Ich glaube, auch er mag Bücher. Ich habe ihn einmal über Shakespeare reden gehört.
Du würdest doch gern jemanden heiraten, der belesen ist, nicht wahr? Und er sieht gut aus. Er ist groß, hat blaue Augen, keine Pockennarben …«
»Sein Haar lichtet sich.«
Derek sah gekränkt aus, und sein einschmeichelndes Lächeln schwand. »Er hat eine hohe Stirn. Das zeugt von Adel.«
»Wenn du von ihm so begeistert bist, kannst du ihn ja heiraten.« Sara ging zum Fenster und wandte Derek den Rücken zu.
Er ließ jeden Versuch, diplomatisch zu sein, fahren und folgte ihr mit der Liste in der Hand. »Such dir einen dieser Männer aus, oder, ich stopfe dir den Zettel in den Mund!«
Sie ließ sich durch den Wutausbruch nicht beirren. »Es ist sehr freundlich von dir, Derek«, erwiderte sie bedächtig, »solches Interesse an meinem Wohlergehen zu nehmen. Aber es ist besser, wenn ich unverheiratet bleibe. Ich bekäme nie einen Ehemann, der meine Schriftstellerei nicht ablehnen würde. Ganz gleich, wie gutgesonnen er zunächst wäre, würde meine Angewohnheit, meine hausfraglichen Pflichten zugunsten meiner Romane zu vernachlässigen, ihn schließlich doch frustrieren.«
»Es wird lernen, damit zu leben.«
»Und was ist, wenn er das nicht tut? Was ist, wenn er mir verbietet, je wieder als Schriftstellerin tätig zu sein?
Leider ist eine Ehefrau in solchen Belangen den Launen ihres, Mannes ausgeliefert. Wie kannst du mir vorschlagen, ich solle mein Leben und mein Glück einem Fremden anvertrauen, der mich möglicherweise nicht mit Respekt behandelt?«
»Er wird dich wie eine Königin behandeln«, antwortete Derek grimmig. »Sonst bekommt er es mit mir zu tun.«
Sara warf Derek einen tadelnden Blick zu. »Ich bin nicht so naiv, wie du denkst, Derek. Du hättest nicht die Macht, irgendetwas, für mich zu tun, sobald ich einem anderen Mann gehöre.
Er spürte die Röte ins Gesicht steigen. »Alles wäre besser, als zuzulassen, dass du allein in dieses hinterwäldlerische Dorf zurückkehrst und von allen Leuten verachtet wirst.«
»Wie gedenkst du, mich daran zu hindern?« fragte Sara leise.
»Ich werde …« Offenen Mundes hielt er inne. Seine üblichen Drohmittel – physische Gewalt, Erpressung und finanzieller Ruin – waren in diesem Fall keine geeigneten Möglichkeiten. Sara hatte keine Spielschulden, keine skandalöse Vergangenheit, kurzum, nichts, das er gegen sie verwenden konnte. Und anfällig für Erpressung war sie in keinerlei Hinsicht. Ratlos zog er seine Möglichkeiten in Betracht. »Ich werde deinen Verlag schließen lassen«, sagte er schließlich.
Sie brachte ihn in Wut, weil sie lächelte. »Ich schreibe nicht, weil ich unbedingt veröffentlicht werden will, Derek.
Ich schreibe, weil ich den Vorgang liebe, Worte zu Papier zu bringen. Wenn ich kein Geld verdienen kann, indem ich meine Romane verkaufe, werde ich Gelegenheitsarbeiten im Dorf annehmen und nur noch zu meinem Vergnügen schreiben.«
Da Derek finster schwieg, schwand ihre Belustigung. Sie schaute ihm in die leuchtenden grünen Augen und begriff den Grund seines Unbehagens. Er war entschlossen, einen Mann für sie zu finden, der sich um sie. kümmerte, doch das hielt ihn nicht davon ab, sie für sich selbst haben zu wollen. »Ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber du hast keinen Grund, dich meinetwegen zu beunruhigen. Du musst dich nicht für mich verantwortlich fühlen. Nichts, was geschehen ist, war deine Schuld.«
Derek wurde bleich, als hätte Sara ihn geschlagen, statt ihm zu danken. Der Schweiß trat ihm auf die Stirn. »Was gestern Nacht geschah, war meine Schuld«, erwiderte er spröde. ,Ich habe einmal eine Affäre mit Lady Ashby gehabt. Lord Granville hat dich angegriffen, weil sie ihn darum bat, und zwar aus dem Wunsch, mir eins auszuwischen.«
Ihre Miene wurde
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