Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
ein funkelnagelneues Auto. Sie schien Liz’ Verblüffung zu spüren, denn sie zeigte gelassen über die Schulter und verkündete fast bissig: „Ein Geschenk von meinem Mann. Hübsch, nicht wahr? Darf ich eintreten? Übrigens, ich bin Lillian Chalmers.“
    Liz blinzelte verwirrt. Offenbar erwartete die Frau von ihr, den Namen zu kennen.
    „Ich war mit Edwards Vetter verlobt, ehe er sich umbringen ließ.“ Fast wütend trat die Besucherin ihre Zigarette auf dem Verandaboden aus. „Vermutlich der einzige Gefallen, den er mir je tat … Kannten Sie Kit? Ich war endlos lange in den Staaten und erfuhr erst jetzt bei meiner Rückkehr von Ihrer Heirat. Mummy erwähnte es, und nachdem ich nun Lees Frau bin … Nun, ich dachte, ich könnte mal vorbeischauen, bevor ich wieder nach New York fliege – um alter Zeiten willen. Früher hat Kit in diesem Haus die wildesten Partys gefeiert. Natürlich wurde ich nie eingeladen. Auf solchen Festen möchte ein Mann seine Verlobte nicht sehen – schon gar nicht, wenn er sie nur ihres Geldes wegen heiraten will …“
    In Liz’ Kopf drehte sich alles, und sie hatte das Gefühl, an einen dunklen Ort voller Leid und Verzweiflung gezerrt zu werden. „Tut mir leid, ich …“ Diese Frau hatte Kit geliebt, war mit ihm verlobt gewesen und tief verletzt worden … Die Szene glich einem Albtraum, aus dem es kein Entrinnen gab.
    Sie scheint nichts von der Beziehung zwischen Kit und mir zu wissen, dachte Liz. Also gilt das Gift, das sie versprüht, nicht mir persönlich. Vielleicht brauchte Lillian nur ein Ventil für ihren alten Groll, eine Art emotionaler Reinigung, ehe sie der Vergangenheit endgültig den Rücken kehrte und sich nur noch ihrem neuen Leben widmete.
    „Ich habe ihn geliebt“, gestand sie bitter, als sie Liz in die Küche folgte. Dort zündete sie sich sofort eine weitere Zigarette an. „Und es war die Hölle. Für eine Weile wiegte er mich in dem Glauben, er würde meine Gefühle erwidern – nur so lange, bis ich in sein Bett sank. Für ihn war alles nur ein Spiel. Er wusste, ich würde ihm nie den Laufpass geben, und es amüsierte ihn, mir wehzutun – mir zu sagen, er habe sich nur wegen meines Geldes mit mir verlobt.“
    Liz öffnete den Mund, um zu protestieren, um zu erklären, sie wolle nichts von alldem hören, ihre Träume und kostbaren Erinnerungen nicht zerstören lassen. Doch sie brachte kein Wort hervor.
    Chivers war mit Edward und David ins Dorf gegangen. Er hatte für das Baby einen alten Fahrradkorb am Rollstuhl befestigt. Es konnte eine halbe Ewigkeit dauern, bis die drei zurückkommen würden.
    „Obwohl ich ihn durchschaut hatte, glaubte ich zu sterben, als ich von seinem Tod erfuhr“, fügte Lillian hinzu. „Alles erschien mir sinnlos.“ Ihr rot geschminkter Mund verzerrte sich. „Ich wünschte sogar, ich hätte sein Kind geboren. Wie lächerlich! Das wäre das Letzte gewesen, was er angestrebt hätte. Er war wütend auf mich und gab mir die Schuld – obwohl er der erste Mann in meinem Leben war und ich keine Ahnung hatte …“ Sie biss sich auf die Unterlippe und sog heftig an ihrer Zigarette, während Liz mit einer aufsteigenden Übelkeit kämpfte. Ein Schauer rann durch ihren Körper. Warum musste das geschehen? Warum durfte sie nicht in barmherziger Unkenntnis der Dinge weiterleben?
    „Er nannte mir eine Adresse, und ich ging hin“, berichtete Lillian. „Ein schmutziges Haus – und diese Frau …“ Angewidert schüttelte sie sich. „Glücklicherweise war es falscher Alarm. Später erzählte mir eine Freundin, mehrere Mädchen seien schon bei dieser Person gewesen und danach gestorben. Kit hasste die Frauen. Oh, er war sehr charmant und fand stets die richtigen Worte, aber im Grunde verabscheute er uns. Edward behauptete einmal, sein Vetter würde es genießen, andere Menschen zu kränken. Das glaubte ich nicht. Ich dachte, Edward wäre nur neidisch, weil Kit alle Vorteile auf seiner Seite hatte. Schon vor der Kriegsverletzung konnte ersich nicht mit Kit vergleichen. Der wurde von allen Frauen angehimmelt. Vielleicht verachtete er uns gerade wegen der Schwäche, die wir für ihn zeigten. Wahrscheinlich liebte er immer nur sich selbst und sonst niemanden.“ Seufzend schnitt sie eine Grimasse. „Nach dem Tod seines Vaters schaffte er alle Wertgegenstände aus diesem Haus und verkaufte sie. Er holte seine Saufkumpane und Freundinnen aus London hierher, und die liefen Amok. Das Ehepaar, das sich um den Haushalt gekümmert hatte, zog aus.

Weitere Kostenlose Bücher