Sex and Crime auf Königsthronen
beten.
Gefallene Edeldamen werden hingegen in familieneigenen Schlössern weggesperrt oder in ein Kloster gesteckt, denen Verwandte vorstehen. Nicht selten trifft dieses Schicksal Gattinnen, die nicht untreu, aber ihren Männern lästig sind. Da konstruiert man gern einen Fall von Seitensprung, der ein sexueller und religiöser Straftatbestand ist. Bei Frauen. Mächtige Männer können sich rausreden.
Gattinnen hinter Gittern
Eine fürstliche Cousine und eine Tante Annas von Sachsen, mit denen sie aufwächst, enden dank ihrer Ehemänner in Verlies und Verbannung. Angeklagt und verleumdet als Hexen, Giftmörderinnen und Ehebrecherinnen. Die Beweislage ist in beiden Fällen verdächtig fadenscheinig. Eine weitere Cousine Annas von Sachsen bleibt zwanzig Jahre lang, bis zu ihrem Tod, unter Verschluss, weil sie wohl wirklich einen Seitensprung begangen hat.
Der betrogene Gemahl nimmt eine neue Ehefrau und demütigt die weggesperrte Exgattin mit der Prägung einer Hochzeitsmünze. Auf der einen Seite ist ein sich küssendes Paar zu sehen, und da steht zu lesen: »Wie küssen sich die zwei so fein«. Auf die andere Münzseite ist ein Konterfei der inhaftierten Exfrau eingeprägt. Dazu der Spruch: »Wer küsst mich armes Nünnelein«.
Berühmt-berüchtigt ist ein späterer Fall aus dem Hause Hannover, in das Caroline von Monaco 1999 eingeheiratet hat. 1694 sperrt Georg Ludwig von Hannover seine schöne Gattin und Cousine Sophie Dorothea nach 12-jähriger Ehe für immer weg. Die leichtsinnige Prinzessin hat eine Affäre mit dem Leibgardisten, Graf Königsmarck, gewagt. Beide sind töricht genug, sich schriftlich über ihren emotionalen Überschwang und über ihre Treffen auszutauschen. »Ich sehne mich von Herzen, Sie wiederzusehen … Sie können durch die Hintertüre kommen«, schreibt die Hannover-Prinzessin Sophie. Der Graf antwortet: »Welche Wonne! Welch Entzücken! Welche Glut! Welcher Taumel …« Und: »Ich bin geboren, Sie zu lieben.« Wofür er schließlich ermordet wird.
Königsmarck wird in eine Falle gelockt und per Degenstich gemeuchelt, der Tote entweder in der Leine beseitigt oder im Schloss verscharrt. Bis heute fehlt von der Leiche jede Spur.
In einem Volkslied heißt es dazu: »Er ging zur ew’gen Ruhe mit vielen Schmerzen ein/Doch ward in keine Truhe/Gebettet sein Gebein/Ich weiß nicht, wo er modern mag.«
Schon Zeitgenossen sind sich sicher, dass der gehörnte Gatte, der später als King George I. Englands Thron besteigt, den Mord angeordnet hat. Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV. und Sachsens August der Starke setzen Detektive auf den Kriminalfall an, aber der Hannoveraner Regent ist nicht zu fassen.
Dafür ist die 32-jährige Isolationshaft seiner Frau auf dem Fachwerkschloss Ahlden in der Lüneburger Heide gut dokumentiert. Nach einer Blitzscheidung werden 40 Soldaten zur Bewachung der 27-jährigen Prinzessin abgestellt, ihre Post und ihre wenigen Besucher streng kontrolliert. Mit der Kutsche darf sie täglich eine festgelegte Spazierfahrt von zwei Kilometern unternehmen. Ein sterbenslangweiliges Leben. Für ihre Familie ist Sophie, deren Sohn den englischen Thron später vom Vater übernimmt, tot.
Der Gerechtigkeit wegen sei ein Ausnahmefall erwähnt, bei dem eine Ehefrau ihren Königsgatten in vergleichbarer Manier beseitigt haben soll, um frei für die Liebe und um Regentin zu werden. 1326 lässt Isabella, die französische Gemahlin von Englands Edward II., selbigen nach achtzehn Ehejahren in einem Burgverlies in Gloucestershire verschwinden. Als Hochverräter und auf Nimmerwiedersehen. Komplize ist Isabellas mutmaßlicher Lover Roger Mortimer, mit dem sie in Frankreich ein paar Truppen eingesammelt hat, um den Gatten zu entthronen.
Der Macht wegen und weil Isabella die homosexuellen Eskapaden Edwards satt hat, der seinen Favoriten seine ganze Aufmerksamkeit, ihre Juwelen, Pöstchen und Krongelder schenkt. Was auch dem Parlament und anderen Adligen missfällt, die ihren König im Kerker einfach vergessen.
Isabella – genannt die »Wölfin von Frankreich« – will nicht nur den Thron, sondern die endgültige Trennung. Nachdem der Gatte einen Thronverzicht zugunsten seines minderjährigen Sohnes unterzeichnet hat, soll sie den Bewachern des Gatten einen bestialischen Mord befohlen haben. Der Kerkermeister, heißt es, habe dem beklagenswerten König mittels eines abgesägten Kuhhorns eine glühende Eisenstange in den After gejagt, um einen raschen, äußerlich spurlosen Tod
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