Shakran
dass wir keinen Marathonlauf machen müssen. Wir brauchen einen Plan.«
Mark holte seine Zigaretten heraus und zündete sich eine an.
»Kann ich auch eine kriegen?«, fragte Ann.
»Ich dachte, du rauchst nicht?«
»Ann raucht nicht. Juliet ...«
»Du hast nur ab und zu eine geraucht«, sagte Samson fast vorwurfsvoll, als Mark Ann Feuer gab. Sie nahm einen Zug, hustete, dann lächelte sie. »Das habe ich gebraucht.«
Beide Männer sahen sie skeptisch an.
»Was habt ihr denn? Es geht mir gut. Also, wo waren wir? Zwei Dinge: Wir müssen das Schließfach leeren und heil die Bank wieder verlassen. Nein, drei Dinge; Moire einpacken. Ich habe nämlich ein paar Fragen an ihn.«
»Moire ist eine harte Nuss. Mittlerweile hat er Karriere gemacht. Ist jetzt richtig wichtig, der Mann«, sagte Samson sarkastisch. »Möchte wetten, dass er bewacht wird.«
»Warum nicht offiziell vorgehen? Anns Aussage dürfte reichen, um den Kerl zu überführen«, meinte Mark.
»Ja. Aber das bedeutet auch, dass er auf seine verfassungsmäßigen Rechte pochen kann«, sagte Ann.
»Natürlich«, antwortete Mark.
Ann schüttelte den Kopf. »Da bin ich aber ganz anderer Meinung. Er hat mir mein verfassungsmäßiges Recht auf mein Leben genommen.«
»Wir können nicht einfach hingehen und ihn entführen!«, protestierte Mark.
Ann und Samson sahen sich an, dann blickten beide zu Mark.
»Doch, können wir«, antwortete sie. »Ich kann, wenn ich will, den Dreckskerl einfach so erschießen. Ich habe die Vollmacht dazu.«
»Du spinnst. Das gibt's nicht«, sagte Mark.
Ann sah ihn nur an.
»Mark«, schaltete sich Samson ein. »Du warst bei den Marines. Hast du auch mal einen Einsatz gehabt?«
»Natürlich.«
»Dir ist schon klar, dass es völkerrechtlich nicht in Ordnung ist, ein Kommandoteam auf fremdem Grund und Boden agieren zu lassen, oder?«, sagte Samson.
»Das ist was anderes.«
»Das ist nichts anderes«, sagte Ann mit Nachdruck. Ihre Stimme war hart. »Irgendwo im Zentralarchiv liegt ein Dokument, auf dem steht Befehl des Präsidenten drauf. Dann kommt mein Name. Und dann steht da noch, was ich alles tun kann. Wenn es noch Gültigkeit hat, dann kann ich ihn einfach erschießen. Anschließend muss ich Rechenschaft darüber ablegen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Glaub mir, ich kann es.«
Mark dachte nach, dann nickte er langsam. »Das gefällt mir nicht, aber ich sehe durchaus die Vorteile.«
»Ich auch«, sagte Samson.
»Das heißt nicht, dass ich ihn umbringen will. Eher im Gegenteil. Ich will wissen, was er weiß. Haben wir uns verstanden?« Ann sah die beiden an.
»Gut, aber wie?«, fragte Mark.
»Ich habe da so eine Idee«, sagte Samson. »Ich kenne ein paar Leute, die eine Rechnung mit ihm zu begleichen haben.«
»Das ist lange her«, sagte Ann.
»Ich könnte mir vorstellen, dass der eine oder andere durchaus nachtragend ist.«
»Meine Vollmachten decken so was nicht ab«, gab Ann zu bedenken. Aber sie klang, als würde ihr die Idee gefallen.
»Kannst du dir vorstellen, wie scheißegal mir das ist?«, fragte Samson.
»Keiner von uns handelt auf eigene Faust. Ist das klar?«, fragte Ann entschlossen.
Mark nickte.
Samson ließ sich Zeit, dann nickte auch er. »Das ist klar. Also, soll ich es arrangieren?«
»Ja.«
»Und wie willst du das machen?«, fragte Mark. »Persönlich aufkreuzen?«
»Ich setze mich einfach für zwei Stunden in ein Café«, sagte Samson. »Ich kenne da eins in Washington, die haben echt guten Milchkaffee.«
Mark sah ihn fragend an.
»Es ist ein Internetcafé. Die wunderbare Welt der Kommunikation. Und sie haben wirklich einen guten Kaffee.« Er sah zu Ann hinüber. »Aber wie wir das Zeug aus dem Bankschließfach bekommen, ohne dass wir dabei gesehen werden, das weiß ich nicht.«
»Eigentlich sollten wir einfach reingehen und es holen«, sagte Mark.
Ann zuckte mit den Schultern. »Wir sollten es nicht zu offensichtlich machen. Mittlerweile weiß die Gegenseite, dass der Schlüssel, den sie sich von Benning geholt haben, ihnen nichts bringt. Sie werden die Bank beobachten. Vielleicht sogar versuchen, uns abzupassen. Wir wissen nicht, wie verzweifelt unsere Gegner sind. Sind sie verzweifelt genug, kann es zu einem Kampf kommen. Ich will keine unschuldigen Passanten da mit reinziehen.«
Mark nickte langsam. »Okay, also wie?«
Ann sprang auf. »Neue Kleider braucht die Frau!«
Die beiden Männer stöhnten auf.
»Wenn du nicht weißt, was du tun sollst, geh einkaufen.«
63
U m
Weitere Kostenlose Bücher