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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Pasteten aus der Hand. Das Gebäck verteilte sich auf der Straße.
    »Du nutzloses …«
    Astor wollte den Rest der Beschimpfung nicht hören, drehte sich auf dem Absatz um und ging davon. Sie triumphierte. Aber würde er ihr folgen? Sie ging weiter die Straße entlang und überließ ihn seiner Wut. Sie konnte und wollte jetzt nicht zu ihm zurückgehen. Zwanzig Meter weiter vernahm sie Schritte hinter sich. Sie hatte es also geschafft und ihn geblufft! Sollte er doch zur Abwechslung mal ihr folgen! Am Ende der Straße bog sie nach links ab. Jetzt würde
sie
die Richtung angeben. Noch immer blickte sie sich nicht um. Sie lief weiter, bis sie zu einem eisernen Steg kam.
    Der Smog, der eine Zeitlang schwächer gewesen war, verdichtete sich wieder. Astor sah, wie er über dem Wasser waberte – falls das Zeugs darunter denn überhaupt Wasser war. Sie glaubte, eine Art Kanal zu überqueren.
    Auf der anderen Seite fand sie sich in einem Park wieder. Zumindest gab es Parkbänke und ein paar Baumstämme, obwohl der Boden nur aus Dreck bestand, mit einigen wenigen Grasflecken. Sie hatte wohl nicht den besten Weg ausgesucht. Als sie vor sich den Lichtkegel einer Gaslaterne sah, rannte sie schnell darauf zu. Er erschien ihr wie ein willkommenheißendes Leuchtfeuer in dieser allumfassenden Düsternis.
    Ein eiserner Zaun zeigte das Ende des Parks an. Sie gelangte durch eine Pforte wieder auf eine Straße. Sie war zwar nicht so breit wie die Straßen auf der anderen Seite des Kanals, aber es war eine richtige Straße mit Bürgersteigen auf beiden Seiten. Erleichtert atmete Astor tief durch. Natürlich hatte sie Verrols Schritte auf dem weichen Parkboden nicht hören können, daher sorgte sie jetzt dafür, dass ihre Schritte auf dem Bürgersteig laut zu hören waren. Zwanzig, vierzig, sechzig Meter … und noch immer kein Laut von ihm. Als sie sich endlich umblickte, bildete der Smog eine undurchdringliche Mauer. Was hielt ihn denn auf?
    Dann drang ein leises Geräusch an ihre Ohren. Schritte. Endlich! Sie ging langsamer, um den Abstand zwischen ihnen zu verkleinern. Vielleicht sollte sie einfach stehenbleiben und auf ihn warten? Die Schritte wurden lauter und lauter, deutlicher und deutlicher. Das Geräusch auf dem Bürgersteig erinnerte sie an Nagelschuhe. Und endlich begriff sie völlig entsetzt, dass es sich nicht um Verrols schleichenden Gang handeln konnte. Und nicht um eine Person, sondern um zwei!
    Sie ging schneller. Ihr Instinkt befahl ihr zu rennen, doch die Vernunft befahl ihr ruhig und gelassen weiterzugehen. Außerdem – wie sollte Verrol sie wiederfinden, wenn sie jetzt davonlief. Besser war es, hier irgendwo abzubiegen und hinterher den Weg zum Park zurückzugehen.
    Aber eine Abzweigung zu finden, erwies sich als nicht einfach. Sie war jetzt in einem völlig anderen Gebiet von Brummingham; hier gab es keine Villen von Reichen mehr, sondern hohe schmutzige Mietshäuser. In den Erdgeschossen waren nur verschlossene Türen und herabgelassene Rollläden zu sehen; weiter oben hing Wäsche aus den Fenstern. Rostige Abflussrohre und Seile von Flaschenzügen liefen die Wände entlang, aber nirgends gab es eine Fluchtmöglichkeit für sie. Alles schien nur hässlicher und armseliger als zuvor.
    Schon bald gab es auch keinen Bürgersteig mehr, und sie musste auf dem unebenen Kopfsteinpflaster weitergehen. Aus Eisengittern, die in das Pflaster eingelassen waren, schoss in Abständen heißer Dampf in die Höhe. Und noch hatte sie keine Abzweigung entdecken können; diese Straße schien sich endlos hinzuziehen. Plötzliche Geräusche, die durch den Smog zu ihr drangen, ließen sie immer wieder aufschrecken: Klirren und Kreischen, ein unheimliches Wimmern, das bösartige Bellen eines Hundes. Und ständig hinter ihr der unheimliche Rhythmus der Schuhe auf dem Pflaster.
    Sie marschierten im Gleichschritt, ging ihr plötzlich auf, wie der Trupp Veteranen, der ihnen vorhin begegnet war. Verrol hatte die Veteranen als üble Typen bezeichnet. Diese zwei waren zweifellos ebenso übel.
    Sie hätte vor Dankbarkeit weinen können, als links vor ihr ein Gässchen abzweigte. Sie bog hinein und schlich geräuschlos auf Zehenspitzen von der Straße weg. In einer Rinne floss stinkendes Abwasser durch die Gasse, und der Saum ihres Kleides war sofort triefend nass.
    Sie blieb stehen und wartete darauf, dass die Nagelschuhe an der Gasse vorbeigingen. Es gab keinen Grund anzunehmen, dass sie ihr folgen würden. Keinen einzigen Grund! Als die

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