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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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regenüberströmte Seitenfenster erblickte er einen Mann mit Kopfverband, der einen weißen Schlafanzug und einen Kittel trug. Er stolperte über den Parkplatz und musste sich an
den Autos festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Mein Gott«, sagte Hearne zu seiner Frau. »Du würdest nicht glauben, wer hier gerade an meinem Wagen vorbeigekommen ist, ohne mich zu sehen.«
    »Wer?«
    »Dieser Excop, von dem ich erzählt habe. Der Mann, der zusammengeschlagen wurde. Oscar Swann.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Doch«, antwortete er geistesabwesend, während er Swann von Auto zu Auto taumeln und in jedes hineinblicken sah. Warum?
    Die Frage war beantwortet, als Swann die Tür eines betagten roten Kleinwagens öffnete und die Innenbeleuchtung anging. Der ehemalige Polizist zwängte sich hinter das Steuer, offenbar unter Schmerzen, und ließ den Motor an, der dem heulenden Geräusch nach nicht besonders gut in Schuss war.
    »Er klaut ein Auto.« Hearne hörte seine Frau nach Luft schnappen. »Ich folge ihm«, sagte er, obwohl Laura mit Sicherheit protestieren würde.
     
    Swann schien nach Hause zu wollen. Hearne hielt sich ein gutes Stück hinter ihm und ließ sich noch weiter zurückfallen, als er hinter der Stadtgrenze den von Wäldern gesäumten Highway nahm, der in Richtung seines Hauses führte. Wenn er um eine Kurve bog, sah Hearne seine Rücklichter zwischen den Bäumen aufflackern.
    Warum stahl er sich aus dem Krankenhaus davon? Und klaute ein Auto?

    Als Hearne auf das in seinem Schoß liegende Handy blickte, sah er auf dem Display die Meldung KEIN SIGNAL blinken. Was immer geschah, wenn er jetzt mit jemandem Kontakt aufnehmen wollte, musste er ein Telefon mit Festnetzanschluss finden. Er wünschte, er hätte Laura gebeten, den Sheriff anzurufen. Doch dann fiel ihm ein, dass es angesichts von Careys Zustand sinnlos gewesen wäre.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis er Swanns Bremslichter aufleuchten sah. Er bog vom Highway auf die zweispurige Straße ab, die zu seinem Haus führte. Hearne fuhr rechts heran, schaltete die Scheinwerfer aus und wartete, bis Swanns Wagen zwischen den Bäumen verschwunden war. Dann schaltete er das Licht wieder ein und folgte ihm.
     
    Hearne kannte Swanns Haus nicht, und ihm war bewusst, dass er sich in gesetzlicher Hinsicht auf dünnem Eis bewegte, wenn er unerlaubt auf ein Privatgrundstück eindrang. Aber er hatte nicht die Absicht, Swann gegenüberzutreten oder sich dem Haus zu nähern. Er wollte nur sehen, wohin die Straße führte, und dass Swann in seinem Haus war. Dann würde er zu Jess Rawlins’ Ranch fahren.
    Seine Stimmung war eine seltsame Mischung von gespannter Erwartung und Angst. Doch dadurch, dass er Swann rein zufällig auf dem Parkplatz gesehen hatte und ihm folgte, hatte er ein Ziel an diesem Tag, an dem er nichts erreicht hatte und einen Rückschlag nach dem anderen hatte einstecken müssen. Vielleicht führte es zu nichts, dass er Swann folgte. In diesem Fall würde außer Laura niemand davon erfahren.
    Als er trübes Licht zwischen den Bäumen sah, hielt er am
Straßenrand und schaltete die Scheinwerfer aus. Er wollte nicht direkt bis zu Swanns Haus fahren.
    Nachdem er den Motor abgestellt hatte, stieg er aus, sich selbst ermahnend, nicht die Wagentür zuzuschlagen. Während er durch den Wald in Richtung der Lichter ging, gewöhnten sich seine Augen an das Dunkel, und er sah die Baumstämme deutlicher. Der Boden war aufgeweicht, und er musste aufpassen, dass er nicht ausrutschte und stürzte.
    Er hörte Bewegungen und schnelle Schritte, doch es war nur ein Reh. Sein Herzschlag raste, und er konnte ihn hören, wenn er stehen blieb.
    Als er etwa achtzig Meter bergan gestiegen war, sah er von der Kuppe des Hügels aus Swanns Haus, innen und von außen beleuchtet. Davor standen außer dem gestohlenen roten Kleinwagen Singers weißer Geländewagen und ein glänzender schwarzer Pick-up mit verchromten Rädern. Offenbar hatte sich die gesamte Task Force in Swanns Haus versammelt. Warum trafen sich die Excops hier statt in den Räumen des Sheriffs? Irgendetwas stimmte nicht.
    Angst übermannte ihn. Seine Beine kamen ihm schwer, seine Bewegungen ungelenk vor. Vor sich sah er einen großen Pferch, und ein riesiges, grunzendes Schwein stürmte auf ihn zu und warf sich gegen den Zaun. Er sprang zurück, stolperte über eine Baumwurzel und konnte den Aufprall gerade noch mit dem Ellbogen abfedern. Er lag im Dreck, hörte das stakkatoartige Atmen des

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