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Terror: Thriller (German Edition)

Terror: Thriller (German Edition)

Titel: Terror: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Maurer
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Schüssen. Die Männer bestätigten, dass sie oben am Berg gejagt hätten. Sie sahen Marc erschrocken an. Es sei gefährlich, sich im Wald herumzutreiben, wenn gejagt werde, da passierten immer wieder schlimme Unfälle, sagten sie. Marc erfuhr, dass dieser Februarsonntag der letzte Tag der Jagdsaison war. Die Saison ging von Oktober bis Februar, immer mittwochs, samstags und sonntags durfte gejagt werden.
    »Das nächste Mal ziehen Sie sich besser rote Sachen an, wenn Sie unbedingt in den Wald müssen«, scherzten die Männer. Einer schenkte Anna einen Kaugummi. Als Marc sich erkundigte, ob sie etwas geschossen hätten, führten die Männer sie zu dem Suzuki, der ganz vorne geparkt war. Auf der Kühlerhaube lag ein riesiges Wildschwein. Es war mit Gurten festgezurrt und zum Abtransport bereit.
    »Ist das groß«, staunte Anna. Sie schien eher interessiert als abgestoßen zu sein.

    Zwanzig Minuten später saßen sie unter den Arkaden von Pieve di Teco im Café Da Maria und aßen Eis, obwohl es dafür eigentlich viel zu kalt war. Marc rief Conny an, die sich bereits Sorgen gemacht hatte. Trotz ihrer Krankheit versprach sie, Marc und Anna mit dem Auto abzuholen; sie würde das schon schaffen, betonte sie am Telefon, und Marc hätte auch gar nicht gewusst, wie sie sonst wieder nach Lenzari hinaufkommen sollten. Zur Not hätte er Massimo bitten müssen, sie abzuholen.
    Die Pizzeria Dal Maniscalco öffnete um 18 Uhr. Marc und Anna waren die ersten Gäste. Sie hatten gerade ihre Pizza bestellt, als Conny dazukam.
    »Was habt ihr denn wieder angestellt?«, fragte sie, aber sie war nicht böse, sondern froh und erleichtert, das sah ihr Marc an. Und dann begann Anna zu erzählen, es sprudelte nur so aus ihr heraus, sie zeigte Conny den Hund aus Holz, erzählte von den Jägern, dem Wildschwein auf der Kühlerhaube, alles durcheinander. Eine bunte, flatternde Geschichte. Die Kellnerin – sie hatte einen tätowierten Schmetterling auf dem Oberarm – stellte ein Glas Barolo vor Marc auf den Tisch, und während sich Anna und Conny unterhielten, lehnte Marc sich zurück. Er fühlte sich erschöpft, aber glücklich. Er beobachtete seine Tochter, die mit leuchtenden Augen von ihrem gemeinsamen Abenteuer berichtete, und war stolz auf sie. Er nahm einen Schluck vom Barolo. Er schmeckte großartig.

    Es war 20:05 Uhr, als Marc an die Haustür des Marokkaners klopfte. Er meinte, drinnen den laufenden Fernseher zu hören, war sich aber nicht sicher. Nachdem er geklopft hatte, herrschte allerdings definitiv Ruhe. Als ob der Marokkaner den Ton schnell ausgeschaltet hätte, weil er nicht mit ihm reden wollte. Vielleicht schlief er auch bereits. Marc trat zwei Schritte zurück. Licht war keines zu sehen. Er klopfte noch einmal. Wartete. Lauschte. Nichts. Schließlich zog er Zettel und Stift aus der Jackentasche und schrieb eine Nachricht für den Marokkaner: »Muss Sie dringend sprechen. Komme morgen um 20 Uhr wieder. Bitte. Es ist WICHTIG!  Der Deutsche.«
    Er schob den Zettel unter der Tür hindurch. Als von drinnen noch immer kein Geräusch zu hören war, drehte er sich um und ging zurück zum Haus.
    Drinnen schloss er die Haustür ab und schob den Riegel vor. Von oben hörte er Stimmen. Conny war offenbar noch dabei, Anna ins Bett zu bringen. Er ließ die Jacke an, ging ins Wohnzimmer und schnappte sich seinen iPod und die Kopfhörer. Dann ging er die Treppe nach oben. Ganz nach oben. Seine Beine fühlten sich schwer an. Er machte kein Licht. Als er auf die Dachterrasse trat, umfing ihn die schwärzeste Nacht, die man sich vorstellen konnte. Keine Sterne. Kein Mond. Die Berge ringsherum mehr zu ahnen als zu sehen. Es war kalt. Er drückte auf Start. Brian Eno sang: »And then so clear to wonder, To wake with open eyes, As the snow across the tundra, And the rain across the skies… And the rain across the skies.« Marc schloss die Augen und lauschte der Musik.

Pieve di Teco, Freitag, 4. Juni 2010, 18:35 Uhr

    Sie konnte nicht sagen, wie lange sie bereits so dastand, den Rücken gegen die Hauswand gepresst, im zugigen Durchgang, der die Arkaden mit dem Kirchplatz verband. Könnte sie doch mit der Mauer verschmelzen, unsichtbar werden. Die Einkaufstüte mit den Kleidern für Anna stand zwischen ihren Füßen auf dem Boden. Sie waren hinter ihnen her. Es war wie damals in Genua: Alles, woran sie geglaubt hatte, alles was vorher noch fest genug gewesen war, um sich daran zu klammern, änderte urplötzlich den Aggregatzustand,

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