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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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fast die Kehle zuschnürte.
    »Adam«, sagte Artur leise. »Der Name des Mörders ist Adam Yao.«

10
    Das war vollkommen unverständlich. Er musste sich irren. Adam würde sie nicht hintergehen. Niemals.
    »Artur«, stieß sie flehentlich hervor. Sie empfand jetzt keinen Zorn auf Artur, weil er eine solche Beschuldigung vorbrachte. Nicht, denn die Trauer in seinem Blick bat sie schweigend um Verzeihung. Artur war ihr Freund, sie konnte ihm vertrauen - ebenso wie Adam. Adam!
    »Das kann nicht stimmen«, murmelte sie. »Adam... wir sind Freunde. Ich kenne ihn seit Jahren. Ich habe ihm seine erste Arbeit in Amerika gegeben.«
    »Nicht seine erste, Dela. Er war bereits zwei Jahre in Amerika, bevor er zu dir gekommen ist. Es gibt zwar keine Aufzeichnungen darüber, dass er offiziell eingereist ist, aber er hat ein Bankkonto in New York eröffnet. Vor sieben Jahren.«
    »Wie hast du seinen Namen herausgefunden?«, erkundigte sich Hari.
    »Durch dieselben Hintergrundrecherchen, die ich auch über Delas Kunden angestellt habe. Es tauchten Unregelmäßigkeiten auf, und als meine Kontakte nachgehakt haben, fanden sie heraus, dass Adam zur gleichen Zeit in einem New Yorker Hotel abgestiegen war, in der sich, wie ich schon gespürt hatte, der Mord an dem Mädchen ereignet haben musste.«
    »Weißt du noch, ob er nach New York gereist ist?«, fragte Blue Dela.
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hat vor etwa zwei Monaten Urlaub genommen, aber er wollte nach Toronto und sich mit einem Familienangehörigen treffen, der kürzlich nach Kanada immigriert ist.« Sie hielt inne und sah ihre Freunde panisch an. »Nein! Nein, nein. Selbst wenn... selbst wenn er mich über die Zeit, die er in Amerika war, belogen hat, oder über seine Reise, er würde doch niemals ein Kind ermorden. Adam würde das niemals tun! Ihr wisst genau, dass ich einen guten Instinkt für Menschen habe. Er wäre zu so etwas nicht fähig! Artur, als du die Waffe berührt hast, hast du da etwas von Adam gefühlt?«
    »Strafe und Vergeltung, Dela. Mehr konnte ich nicht wahrnehmen. Wir können uns nur sicher sein, wenn wir Adam finden und ihn anzapfen. Und unsere Quellen sagen, dass er eine Kreditkarte benutzt hat, um im Vier Jahreszeiten abzusteigen, und zwar hier in Downtown.«
    »Er sollte doch noch eine Woche auf Hawaii bleiben«, erklärte Eddie ernst. »Ich habe ihn selbst zum Flughafen gefahren und alle Reservierungen gebucht.«
    Seine Worte hingen schwer in der Luft, scharf und beißend.
    »Delilah.« Hari drehte sich auf seinem Sitz herum und legte seine Hand unter ihr Kinn. Sie blickten sich an, und Dela sah es in seinen Augen: Mitgefühl, Verständnis und Erinnerungen. »Du musst diese Möglichkeit akzeptieren.«
    »Solche Fehler mache ich nicht, Hari. Nie. Wenn ich akzeptiere, dass mich Adam hintergangen hat, was bedeutet das dann für euch alle?« Ihre Stimme klang rau und belegt.
    »Das bedeutet«, erwiderte Hari ruhig und streichelte ihre Wange, »dass wir um dein Vertrauen beten müssen. Dass du darauf vertraust, dass ich dich auffange, wenn du fällst.«
    »Wir alle fangen dich auf«, warf Dean barsch ein. »Aber
    komm nicht auf die Idee, von irgendwelchen Hochhäusern zu springen, seien es metaphorische oder echte, bis wir die Geschichte aus dem Jungen herausgeholt und Artur ihm die Hand aufgelegt hat. Es könnte immerhin sein, dass wir voreilige Schlüsse ziehen und uns grundlos aufregen.«
    Das hoffte Dela zwar aus ganzem Herzen, aber der Zweifel hatte sich bereits in ihr festgesetzt, und er wand sich tief ins Herz, bis in seinen Kern. Es hatten nur so wenig Menschen von dem Langmesser und ihrem Klienten gewusst, und wenn Adam gelogen hatte, wenn er in New York gewesen war...
    Mein Gott!
    Als sie am Vier Jahreszeiten ankamen, parkte Artur den Wagen ein Stück vom Haupteingang entfernt an der Straße. Es gingen nur drei von ihnen ins Hotel: Dela, Artur und Hari. Und dieser auch nur, weil er es strikt ablehnte, dass Dela sich ohne seinen Schutz in eine möglicherweise gefährliche Situation begab. Sie sorgte sich zwar, er könnte vielleicht zu viel Aufmerksamkeit erregen, aber sie widersprach nicht, als er darauf bestand. In Haris Gegenwart fühlte sie sich sicher, und das brauchte sie jetzt mehr denn je.
    Sie schritten in das Hotel und blinzelten, als ihnen, die an das Dunkel gewöhnt waren, das helle Licht in die Augen stach. Der in Gold gefasste Marmor glänzte, und dezentes Stimmengemurmel schlug ihnen hinter einem Schleier aus Musik entgegen. Eine

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