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Tränen im Regen

Tränen im Regen

Titel: Tränen im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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bevor sie sich an den Tisch setzten, um erstmal Getränke zu ordern und dann alle möglichen Neuigkeiten auszutauschen, während sie lachend die Speisekarten studierten. Essen gehen mit Adrian und David war jedes Mal toll. Kilian wusste, dass die Beiden solche gemeinsamen Abende von der ersten bis zur letzten Minute ausgiebig genossen, weil sie einfach selten die Gelegenheit dazu hatten. Und er wusste ebenfalls, dass sie für heute Nacht irgendwo ein Zimmer hatten, um dort... Nun ja, darüber wollte er nichts wissen. Für Kilian waren die Zwei wie ein Paar zusätzlicher Väter und es gab einfach Dinge, die musste er von seinen Vätern nicht wissen. Absolut nicht.
    „Violett hat gefragt, ob du nicht Lust hast, bei ihr im nächsten Jahr ein paar deiner Bilder auszustellen“, sagte David im nächsten Moment und riss ihn aus seinen Gedanken.
    „Was?“, fragte Kilian nach, denn er musste sich verhört haben.
    David schmunzelte und nickte dem Kellner dankend zu, als der sein Wasserglas aufgefüllt hatte. „Deshalb haben wir dich heute hierher gelotst. Sie hat mich vor einigen Monaten angerufen. Violett plant eine Ausstellung über Jahreszeiten und da kamen mir deine Bilder in den Sinn, die du von unseren Häusern gemacht hast. Es wäre eine gute Möglichkeit, deine Bilder in Europa vorzustellen und Violett ist sehr an dir interessiert.“
    Kilian starrte David sprachlos an. Redete der von jener Violett, die mit Nachnamen mittlerweile Rizzoli hieß, aber als Bennett zur Welt gekommen war? Die Violett, die zufällig Onkel Connors jüngere Schwester war und in Italien seit Jahren eine ziemlich angesehene Galerie leitete? Kilian wusste nicht, was er sagen sollte. Es wäre eine riesiger Schritt nach vorn, wenn das funktionierte. Bilder in Europa auszustellen und damit vielleicht auch erfolgreich zu sein. Er müsste reisen, vielleicht sogar eine Weile nach Europa ziehen. Nach Italien, was in Kilians Augen entschieden zu dicht an Irland lag. Er schreckte instinktiv davor zurück und David sah es ihm an.
    „Du musst dich nicht sofort entscheiden, Kilian. Es hat Zeit.“
    Soviel Zeit gab es nicht, dachte Kilian und schüttelte den Kopf, während er aufstand. „Ich bin gleich wieder da.“
    Die Waschräume waren weiß gefliest, kühl und leer. Gott sei Dank. Kilian verzog sich in eine Toilettenkabine, schloss die Tür ab und ließ sich auf den Toilettendeckel sinken. Eine Ausstellung drüben in Europa. So verlockend der Gedanke war, Kilian wollte es nicht. Er wollte weder hier weg, jetzt, wo sein Leben dank Dale langsam aber sicher in vernünftigen Bahnen lief, noch wollte er bekannter werden, als er es hier schon war. Kilian gefiel sein Leben. So wie es war, mehr wollte er nicht. Und schon gar nicht wollte er in die Nähe des Landes gehen oder sogar leben müssen, in dem seine Mutter bei einem Unfall gestorben war, an dem er vielleicht Schuld war.
    Kilian stützte seufzend die Ellbogen auf den Knien ab und vergrub sein Gesicht in den Händen. Warum konnte er sich nur nicht daran erinnern? Er war mit Colin und Mikael dort gewesen. Sie hatten das Grab seiner Mutter besucht, waren in seiner Geburtsstadt gewesen und hatten dort ein paar Tage Urlaub gemacht. Kilian hatte gehofft und sich gleichzeitig davor gefürchtet, aber die Erinnerung an die Nacht auf der Straße, und an den Unfall, war nie zurückgekommen.
    Aber selbst wenn, es würde nichts ändern. Kilian wollte nichts an seinem jetzigen Leben ändern. Er wollte nicht berühmt sein. Es war ihm an manchen Tagen schon zuviel, wenn er irgendwo erkannt wurde oder in einer Kunstzeitschrift wieder etwas über den 'irischen Überflieger' fand. Ihm reichte es vollkommen aus, seine Gemälde in Philadelphia und den USA im Ganzen auszustellen. Mehr musste nicht sein. Er wollte auf keinen Fall ein Leben führen wie Davids Musikerfreunde drüben in Los Angeles. Das war nichts für ihn. Gut, er war so oder so nur ein Maler und kein Musiker, aber trotzdem. Allein die Vorstellung verursachte ihm Gänsehaut.
    „Kilian?“
    Kilian zuckte zusammen. Er hatte David nicht kommen gehört. „Ich brauche noch einen Moment.“
    „Ich wünschte, ich könnte dir helfen.“
    Kilian seufzte leise. „Ich weiß.“
    „Ich sage Violett ab“, sagte David leise und Kilian wusste, dass sein Onkel direkt vor der Tür stand. „Adrian bezahlt gerade. Wir bringen dich nach Hause.“
    Mist, jetzt hatte er den Abend ruiniert. „David...“
    „Nein. Das macht nichts. Wir nehmen unterwegs etwas zu essen mit

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