Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
wurde er nicht so ganz schlau aus der Szenerie. Gleich hinter ihm kam Kevin Pryor, und seine Kollegin Kenya schlich die Mauer entlang und deckte beide mit der Waffe. Die Rettungssanitäter blieben zurück, bis sie sicher waren, dass keine Gefahr mehr drohte. Ich stand gegen die Wand gelehnt da und wurde durchsucht, noch ehe ich begriffen hatte, was eigentlich geschah. »Tut mir leid, Sookie« und »Das muss ich tun«, sagte Kenya immer wieder, bis ich entgegnete: »Sieh einfach zu, dass du fertig wirst. Wo ist mein Hund?«
    »Weggelaufen«, sagte sie. »Die Lichter haben ihn wohl verschreckt. Ein Bluthund, hm? Der kommt wieder.« Als Kenya ihren Job so gründlich wie immer erledigt hatte, fragte sie: »Sookie, wieso ist dieser Typ nackt?«
    Und das war erst der Anfang. Meine Geschichte war extrem dünn. In fast allen Gesichtern stand ungläubiges Staunen. Es war nicht gerade die richtige Temperatur für Freiluftsex, und ich war vollständig bekleidet. Doch Andy gab mir in allem Schützenhilfe, und es war keiner unter ihnen, der meine Geschichte offen angezweifelt hätte.
    Nach zwei Stunden durfte ich wieder in meinen Wagen steigen und zurück in meine Doppelhaushälfte fahren. Zuerst rief ich im Krankenhaus an, um zu erfahren, wie es Dawson ging. Irgendwie bekam Calvin das Telefon zu fassen. »Er lebt«, sagte er kurz und bündig.
    »Gott schütze Sie, dass Sie ihn losgeschickt haben, um auf mich aufzupassen«, entgegnete ich. »Ich wäre tot, wenn er nicht gewesen wäre.«
    »Wie ich höre, hat der Polizist die Heckenschützin erschossen.«
    »Ja, hat er.«
    »Ich habe auch noch eine ganze Menge anderes gehört.«
    »Eine ziemlich komplizierte Geschichte.«
    »Wir sehen uns im Laufe der Woche.«
    »Ja, natürlich.«
    »Schlafen Sie sich zunächst einmal aus.«
    »Noch mal vielen Dank, Calvin.«
    Ich stand diesem Werpanther gegenüber mittlerweile so sehr in der Schuld, dass es mich ängstigte. Das musste ich irgendwie wieder gutmachen, aber später. Jetzt war ich müde und hatte Schmerzen. Ich empfand einen inneren Ekel über Sweeties schlimme Geschichte, und meine äußere Erscheinung ekelte mich, weil ich in der kleinen Gasse im Blut des verletzten Werwolfs herumgerutscht war. Ich ließ meine Kleider im Schlafzimmer auf den Boden fallen, ging ins Bad und stellte mich unter die Dusche, wobei ich mich bemühte, die verbundene Schulter mit einer Duschhaube trocken zu halten, so wie die Krankenschwester es mir gezeigt hatte.
    Als es am nächsten Morgen gleich wieder an der Tür klingelte, verfluchte ich das Leben in der Stadt. Doch wie sich herausstellte, war es kein Nachbar, der sich eine Tasse Mehl borgen wollte. Alcide Herveaux stand vor dem Haus, mit einem Briefumschlag in der Hand.
    Aus schlaftrunkenen Augen blickte ich ihn an. Wortlos trottete ich zurück in mein Schlafzimmer und kroch wieder ins Bett. Doch das reichte nicht, um Alcide zu vertreiben; er stiefelte hinter mir her.
    »Jetzt bist du gleich in zweifacher Hinsicht eine Freundin des Rudels«, sagte er, völlig überzeugt davon, dass das momentan mein vordringlichster Gedanke war. Ich drehte ihm den Rücken zu und wickelte mich in die Bettdecke. »Dawson sagt, du hast ihm das Leben gerettet.«
    »Wie schön, wenn es Dawson schon wieder so gut geht, dass er sprechen kann«, murmelte ich, schloss fest die Augen und wünschte, Alcide möge endlich gehen. »Da er meinetwegen angeschossen wurde, schuldet mir das Rudel gar nichts.«
    Am Luftzug erkannte ich, dass sich Alcide an mein Bett gekniet hatte. »Diese Entscheidung liegt nicht bei dir, sondern bei uns«, erwiderte er tadelnd. »Du bist aufgefordert, zum Wettkampf der Leitwolfkandidaten zu erscheinen.«
    »Was? Was muss ich da tun?«
    »Du beobachtest nur den Wettkampf und gratulierst dem Sieger, egal um wen es sich handelt.«
    Für Alcide war dieser Kampf um die Nachfolge natürlich das Wichtigste. Und es wollte einfach nicht in seinen Kopf, dass ich andere Prioritäten hatte. So langsam drohte mich die Welle all meiner Verpflichtungen den Supras gegenüber zu überrollen.
    Das Werwolfrudel von Shreveport war der Ansicht, mir etwas schuldig zu sein. Ich war Calvin etwas schuldig. Andy Bellefleur war mir, Dawson und Sam etwas schuldig für die Lösung des Heckenschützen-Falls. Und ich war Andy etwas schuldig, weil er mir das Leben gerettet hatte, indem er Sweetie erschossen hatte. Allerdings hatte ich Andy ja bereits über Halleighs stinknormales Dasein aufgeklärt; vielleicht tilgte das schon mal

Weitere Kostenlose Bücher