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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gewesen seien.«
    Wallander lauschte mit steigendem Interesse.
    »Ich habe ein bißchen herumtelefoniert, als ich heute morgen wach wurde. Und ich habe schließlich Glück gehabt. Einer meiner früheren Parteifreunde wußte, wer dieser Hauptmann war. Er heißt Olof Hanzell und ist Pensionär. Er wohnt in Nybrostrand.«
    »Gut«, sagte Wallander. »Den werden wir so schnell wie möglich besuchen.«
    »Ich habe ihn schon angerufen«, sagte Martinsson. »Er sagte, er würde gern mit der Polizei sprechen, wenn wir glaubten, daß uns das weiterbrächte. Er hörte sich klar und noch ganz rüstig an und behauptete, er hätte ein ausgezeichnetes Gedächtnis.«
    Martinsson legte einen Zettel mit einer Telefonnummer auf Wallanders Tisch.
    »Wir müssen alles versuchen«, sagte Wallander. »Und unsere Besprechung jetzt gleich wird ziemlich kurz.«
    Martinsson stand auf, um zu gehen. In der Tür hielt er inne. »Hast du die Zeitungen gesehen?« fragte er.
    »Wann hätte ich dafür Zeit haben sollen?« fragte Wallander zurück.
    »Björk wäre an die Decke gegangen. Einwohner von Lödinge und aus anderen Orten haben sich geäußert. Nach dem, was Holger Eriksson passiert ist, haben sie angefangen, über die Notwendigkeit von Bürgerwehren zu reden.«
    |193| »Das haben sie schon immer getan«, sagte Wallander abweisend. »Darum braucht man sich nicht zu kümmern.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Martinsson. »Das, was heute in den Zeitungen steht, weist auf einen deutlichen Unterschied hin.«
    »Wieso?«
    »Sie bleiben nicht mehr anonym. Sie treten mit Namen und Bild in Erscheinung. Das hat es früher nicht gegeben. An Bürgerwehren zu denken ist salonfähig geworden.«
    Wallander sah ein, daß Martinsson recht hatte. Aber es fiel ihm dennoch schwer zu glauben, daß es sich um etwas anderes handelte als um den üblichen Ausdruck von Unruhe, wenn ein Gewaltverbrechen geschehen war. Ein Ausdruck, für den Wallander im übrigen Verständnis hatte. »Morgen wird noch mehr kommen«, sagte er nur. »Wenn sich herumgesprochen hat, was mit Gösta Runfelt passiert ist. Vielleicht sollten wir Lisa Holgersson vorbereiten auf das, was uns bevorsteht.«
    »Was hast du für einen Eindruck?« fragte Martinsson.
    »Von Lisa Holgersson? Ich finde, sie macht einen ganz ausgezeichneten Eindruck.«
    Martinsson war wieder ins Zimmer getreten. Wallander sah, wie müde er war. Er dachte, daß Martinsson in den Jahren, in denen er Polizist war, rasch gealtert war.
    »Ich habe geglaubt, das, was hier im Sommer passiert ist, wäre eine Ausnahme. Aber jetzt sehe ich, daß es nicht so war.«
    »Die Ähnlichkeiten sind so gering«, sagte Wallander. »Wir dürfen keine Parallelen ziehen, die es nicht gibt.«
    »Daran denke ich nicht. Es ist diese Brutalität. Als ob es heutzutage nötig wäre, die Leute möglichst grausam zu quälen, die man umbringen will.«
    »Ich weiß«, sagte Wallander. »Aber frag nicht mich, wie wir diese Entwicklung umkehren können.«
    Martinsson verließ das Zimmer. Wallander überlegte. Dann entschloß er sich, noch heute selbst zu dem pensionierten Hauptmann Olof Hanzell zu fahren.
     
    |194| Es wurde, wie Wallander angedeutet hatte, eine kurze Besprechung. Obwohl keiner von ihnen eine ausreichende Nachtruhe gehabt hatte, wirkten alle entschlossen und energiegeladen. Sie wußten, daß ihnen eine komplizierte Ermittlung bevorstand. Auch Per Åkesson hatte sich eingefunden und hörte sich Wallanders Zusammenfassung an. Nachher hatte er nur wenige Fragen.
    Sie verteilten die Aufgaben und diskutierten, was zuerst getan werden mußte. Die Frage, ob sie zusätzliches Personal anfordern sollten, wurde zunächst nicht aktuell. Lisa Holgersson hatte noch eine Anzahl von Polizeibeamten von anderen Aufgaben abgezogen, damit sie die Mordkommission unterstützten. Als die Besprechung nach ungefähr einer Stunde zu Ende ging, waren alle überhäuft mit Aufgaben.
    »Jetzt nur noch eine Sache«, sagte Wallander. »Wir müssen damit rechnen, daß diese Morde in den Massenmedien enormes Aufsehen erregen. Was wir bisher gesehen haben, ist nur der Anfang. Ich habe gehört, daß die Leute draußen auf dem Land wieder davon reden, Nachtpatrouillen und Bürgerwehren zu organisieren. Wir müssen abwarten, ob es so kommt. Bis auf weiteres ist es am einfachsten, daß Lisa und ich den Kontakt zur Presse übernehmen. Wenn außerdem Ann-Britt bei unseren Pressekonferenzen anwesend sein könnte, wäre ich dankbar.«
    Um zehn nach zehn war die

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