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Zehntausend Augen

Zehntausend Augen

Titel: Zehntausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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simulieren. Prompt signalisierte Skype Probleme in der Verbindung.
    »Was wollen Sie von uns?«, fragte Ellen.
    Khalid sorgte dafür, dass ihre Worte nur schwer verständlich weitergegeben wurden. Die Antwort ließ etwas länger auf sich warten als sonst.
    »Die Aufgabe für heute Abend besprechen. Das Level muss gespielt werden.« Die weibliche Stimme klang verzerrt.
    »Können Sie das noch einmal wiederholen!«
    »Ich möchte die Aufgabe für heute Abend mit Ihnen besprechen. Das nächste Level muss gespielt werden«, wiederholte die Stimme.
    »Welche Aufgabe? Was müssen wir tun?«
    »Was haben Sie gesagt?«, kam es jetzt von der anderen Seite.
    »Welche Aufgabe? Was müssen wir tun?«
    Die Stimme sagte etwas, das Ellen nicht mehr verstand.
    »So geht das nicht«, sagte Ellen mit Ärger in der Stimme. Sie brauchte sich gar nicht großartig zu bemühen, den Ärger zu spielen. Sie musste nur kurz an die endlosen Verzögerungen während des Tages denken.
    »Dann sorgen Sie für eine gute Verbindung«, sagte die Stimme unverändert freundlich.
    »Wir haben getan, was möglich ist«, sagte Ellen. »Das wissen Sie.«
    »Sie müssen mehr tun.«
    »Und was? Was soll ich tun?« Ellen ging in die Mitte des Raums und breitete die Arme aus.
    »Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
    Stille. Wie würde der Erpresser reagieren? Die Spannung stieg. Und Ellens Puls stieg mit. Er war fast so hoch wie bei dem Spurt mit ihrem Rad vor der Radarfalle.
    »Was soll ich tun? Ich weiß es nicht«, sagte Ellen noch einmal. »Jetzt sagen Sie endlich etwas.«
    Wieder Stille. Nur die Lüfter der Computer waren zu hören. Offenbar machte dem Erpresser sein Spiel ohne eine Kommunikation mit ihr keinen Spaß.
    Skype knackte. Die wenigen Wortfetzen, die man überhaupt noch verstehen konnte, ergaben keinen Sinn mehr. Khalid drehte unauffällig den Störpegel herunter. Jetzt ging es wieder besser.
    »Geben Sie mir eine Festnetznummer, aber so, dass nicht jeder mithören kann«, kam die weiche Stimme des Erpressers aus dem Computer. »Wiederholen Sie die Nummer zweimal.«
    Ellen musste höllisch aufpassen, keinen Triumph auf ihrem Gesicht zu zeigen. Stefan verließ unauffällig die Zentrale. Khalid schaltete die Tonübertragung über Internet aus.
    Ellen sagte zweimal laut und deutlich die Nummer des Anschlusses in der Zentrale. Wenig später klingelte der Apparat. Ellen stellte auf Lauthören und Lautsprechen. Khalid schaltete den Ton für das Internet wieder ein.
    »Hören Sie mich jetzt?«, fragte die Stimme.
    »Ich verstehe Sie klar und deutlich«, antwortete Ellen.
    »Dann hoffe ich, dass wir jetzt ungestört miteinander reden können und – dass Sie mich nicht hereinlegen wollen.«
    »Nein, natürlich nicht«, log Ellen.
    »Das kann ich nämlich nicht leiden.«
    »Das geht mir genauso.« Ab jetzt galt es, das Gespräch so lange wie möglich hinzuziehen. Wenn Ellen dabei etwas Sinnvolles herausfinden konnte, umso besser. In der Ausweichzentrale, die nicht von den Kameras eingesehen werden konnte, flogen Finger über Tastaturen. Niemand wusste, wie viel Zeit sie hatten, um den Telefonanschluss des Erpressers zu lokalisieren.
    »Sie spielen gerne?«, sagte Ellen.
    »Offensichtlich«, war die kurze Antwort.
    »Aber Sie gefährden Menschen bei Ihren Spielen. Macht Ihnen das nichts aus? Wir könnten auch ohne Bedrohung spielen.«
    Das künstliche Lachen wie bei den amerikanischen Comedy-Sendungen ertönte wieder. »Wie langweilig. Ohne echten Preis keine echte Spannung.«
    Khalid zeigte den erhobenen Daumen und machte mit der anderen Hand Kreise in die Luft. Ellen war gut, aber sie musste weitermachen.
    »Ich kann es nicht leiden, wenn Menschen gefährdet sind«, sagte Ellen.
    Lachen. »Natürlich nicht.« Lachen. »Deshalb spiele ich ja mit Ihnen. Sie wollen um jeden Preis verhindern, was ich geplant habe. Das macht doch erst den Reiz des Spiels aus.«
    »Was haben Sie denn geplant?«
    »Das erfahren Sie später. Zuerst sollten wir uns über den Preis verständigen.«
    Ellen schluckte. Die Stimme klang warm, freundlich und zuvorkommend – aber die Bedeutung der Worte war eiskalt. Eine Gänsehaut jagte über ihren Rücken. »Was ist der Preis?«
    Statt einer Antwort erschien auf dem Monitor eine große Hundert. Ellen ahnte, was diese Zahl bedeutete. Ihr wurde heiß. Obwohl sie nur im BH dort stand, schwitzte sie aus allen Poren.
    »Einhundert Menschenleben. Warum tun Sie das?« Ihre Stimme klang belegt.
    » Das erfahren Sie erst, wenn Sie bis zum Ende

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