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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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wenigen Minuten einen Termin mit einem völlig unbekannten Mann, der ihm einen heillos verworrenen Verschwörungsthriller angeboten hatte.
    Als Dr. Janosch das Büro von Johannes Gerhardt betrat, wunderte er sich über das Chaos auf dem Schreibtisch des Lektors, aber dann beruhigte er sich mit der alten Weisheit, dass das Genie das Chaos beherrschte, und dem Schreibtisch nach zu urteilen, war Johannes Gerhardt ein großes Genie.
Er setzte sich auf den Sessel in der Ecke, den der Lektor ihm anbot und nahm auch einen Kaffee, den die Sekretärin brachte. Dann versuchte er sich zu entspannen und holte das Manuskript unter seinem Hemd hervor.
Jetzt war Johannes Gerhardt an der Reihe, sich zu wundern, denn dass ein Klient und zukünftiger Autor das Manuskript am Körper versteckte, war ihm in seinen vielen Arbeitsjahren noch nie vorgekommen. Wahrscheinlich glaubte der Mann tatsächlich an das, was er geschrieben hatte, dachte Johannes Gerhardt und lächelte bei dem Gedanken glücklich. Denn wenn der Autor auch noch an Paranoia oder Schizophrenie oder am besten noch an beidem litt, dann würde der Verlag noch sehr viel mehr Freude an seinem Abschiedsgeschenk haben.
Geduldig hörte er sich an, was Dr. Janosch ihm über den Inhalt des Buches erzählte und nickte dazu beifällig. Er warf einen Blick in das Manuskript und lächelte wieder. Sein Chef würde ihn hassen dafür. Es gab mysteriöse Zwerge, eine ins Nichts verschwindende Geliebte, tote, nicht existierende Polizisten und ein geheimnisvolles Schließfach. Perfekt.
Er legte seine Hand Besitz ergreifend auf das Manuskript und nickte dem angeblichen Autoren väterlich zu.
»Das Buch wird sofort gedruckt. Machen Sie sich keine Sorgen. Noch heute werde ich alles veranlassen. Haben Sie es auch in digitaler Form?«
Dr. Janosch, nein, Peter Mustermann, hatte tatsächlich an alles gedacht. Der Gerichtsmediziner zerrte eine CD unter seinem Hemd hervor und überreichte sie dem Lektor. Und obwohl er nicht im Geringsten mit der Vorgehensweise von Verlagen vertraut war, konnte er kaum glauben, was er da gerade hörte, doch er war froh, dass alles erledigt schien. Er hatte seine Aufgabe erfüllt. Von nun an würde er wieder guten Gewissens seinen Rotwein trinken und seine Symphonien hören können. Peter Mustermann hatte seine Geschichte an einen Verlag gebracht.
    Als das Telefon auf Johannes Gerhardts unordentlichem Schreibtisch klingelte, dachte er zuerst, es wäre seine Frau, die wissen wollte, ob er heute Abend mit zu ihrer Schwester kommen wolle, doch als er die Stimme seines Chefs höre, war ihm das fast noch lieber.
Der blöde Kerl wollte wissen, ob Johannes Gerhardt noch an einem Buch sitze, was er gern bejahte. Doch mehr sagte er dazu nicht, womit sein Chef allerdings nicht einverstanden schien.
»Sie sitzen doch nicht zufällig an einem Verschwörungsthriller von einem gewissen Peter Mustermann?«
Johannes Gerhardt wunderte sich ein wenig, woher sein Chef das schon wissen konnte und ärgerte sich. Aber trotzig beschloss er, sich sein Abschiedsgeschenk nicht so einfach nehmen zu lassen, und log.
»Nein. Es ist eine nette Mystery-Geschichte. Heißt ›Das Geheimnis der Sieben Zwerge‹, aber vermutlich werde ich sie noch umbenennen.«
»In dem Fall, dass Ihnen diese Mustermann-Geschichte unterkommt, schicken Sie sie zu mir. Ich habe gerade einen Anruf von der Konkurrenz bekommen, der Kerl hat wohl einen Vertrag mit denen und will ihn aber brechen. Er will zu uns. Aber wir kommen in Teufels Küche, wenn wir das drucken.«
Johannes Gerhardt grinste innerlich, als er das hörte. »Geht klar, sobald das Manuskript bei mir landet, geht es zu Ihnen.«
Dann legte er zufrieden auf. Das lief ja besser als gedacht. Die Konkurrenz würde seinen Chef verklagen, das würde ihn fertig machen. Das bedeutete, dass die Kurmann-Gruppe Interesse an diesem Buch hatte, und die besaß genügend Geld für die besten Anwälte. Johannes Gerhardt selbst war bis dahin schon nicht mehr erreichbar in seiner Kleingartenkolonie.
Er summte die Melodie von »Remington Steele« in seinem lächelnden Mund, warf das Layout- Programm in seinem Rechner an und ging mit dem Manuskript und der CD eine Etage tiefer. Zur Druckerei.
    ***
    Es heißt, Erfolg besteht zu fünfzehn Prozent aus Talent und harter Arbeit und zu fünfundachtzig Prozent aus Glück. Als mir Dr. Janosch in seiner E-Mail von seinem fast schon unheimlichen Erfolg beim Burg-Verlag schrieb, konnte ich es gar nicht glauben, auf einmal so viel Glück zu

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