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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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dem Mittag mit einem gönnerhaften Lächeln und holte ein paar Münzen aus seinem Beutel. Er hatte bereits zwei große Abschlüsse mit der Aussicht auf Folgeaufträge getätigt und war mehr als zufrieden mit dem Beginn des Jahrmarktes. »A ber trödele nicht herum, hörst du! « , rief er William noch nach, als der sich rasch und freudig aus dem Staub machte.
    Von Besuchern des Marktes, die am Gerberstand stehen geblieben waren, hatte er gehört, dass auch Falken zum Verkauf angeboten wurden, und war seit jenem Augenblick nur noch von einem Gedanken besessen: sie sich anzusehen. Zunächst jedoch erstand er eine große Zwiebelpastete, um seinen knurrenden Magen zu besänftigen. Sie war billig, sättigte aber ebenso gut wie eine viel teurere Fleischpastete. So konnte er von dem Kostgeld des Gerbers noch einen Penny sparen. William biss gierig in den noch warmen Teig und verbrannte sich prompt die Zunge an den dampfenden, grob geschnittenen Zwiebeln. Kauend schlenderte er über den Markt und besah sich die einzelnen Stände. Doch keiner konnte sein Interesse wecken, denn nirgendwo gab es Falken.
    Plötzlich blieb er stehen und lauschte. Da! Noch einmal: das Lahnen eines Falken. So nannte man es, wenn ein Greif mit lauten Schreien um Futter bettelte. Williams Herz schlug schneller, und die Müdigkeit der durchwachten Nacht war schlagartig vergessen. Er hüpfte in die Höhe, um besser über die vielen Köpfe hinwegsehen zu können, hörte erneut den krächzenden Schrei und folgte ihm, bis er tatsächlich einen Stand fand, an dem Falken angeboten wurden. Viele kostspielig gekleidete Herren, Adelige und reiche Kaufleute, drängten sich um die Tiere. Nur einen Steinwurf entfernt boten weitere Falkner ihre Tiere an. Manche hatten nur wenige Vögel dabei, andere gar bloß einen einzigen. William warf einen Blick auf die Tiere an dem größten Stand. Sie waren von guter bis sehr guter Qualität, das konnte man sofort erkennen. Die Preise, die der Falkner den Kaufinteressenten zurief, verschlugen William den Atem. Auch die anderen Falkner verlangten ähnlich viel Geld für ihre Tiere. Wenn sein Habicht nur halb so viel wert gewesen war, hatte der Prior ein gutes Geschäft gemacht und Profit aus seiner Ahnungslosigkeit geschlagen.
    Ein Sakerfalkenweibchen zog Williams Aufmerksamkeit auf sich. Er näherte sich ihrem Falkner und betrachtete den Greif genauer.
    »S ie ist auf Enten abgetragen, ein großartiges Tier « , erklärte der Falkner gerade einem älteren Kaufmann, der sich nachdenklich das Kinn kratzte.
    Mit einem Mal stürzte ein jüngerer, auffällig teuer gekleideter Kaufmann hinzu, drängte sich vor und fiel dem Älteren, der sich nach weiteren Einzelheiten erkundigte, ins Wort.
    »W as wollt Ihr für den Vogel haben? « , fragte er den Falkner, grüßte den Älteren ganz nebenbei durch ein Kopfnicken und beachtete ihn dann nicht weiter.
    Der Falkner hatte sogleich nur noch Augen für den jungen Kaufmann und nannte ihm seinen Preis. Für einen Sakerfalken dieser Größe schien er fair zu sein, doch William, der sich das Tier genauer angesehen hatte, schüttelte den Kopf.
    »D er Vogel ist krank « , sagte er halblaut. »J eder Penny, den man für ihn ausgibt, ist zu viel. In weniger als fünf Tagen ist er tot « , winkte er ab.
    Der Falkner begann sofort mit einer Schimpftirade, und auch der Kaufwillige bedachte William mit einem herablassenden Kopfschütteln.
    »W as weiß ein Gassenbengel wie der schon von solch edlen Vögeln! « , schnaubte der Falkner.
    William zuckte nur mit den Schultern und ging weiter zum nächsten Stand. Aus den Augenwinkeln sah er, dass sich der Falkner und der jüngere Kaufmann trotz seiner vorgebrachten Bedenken schnell einig wurden und der Vogel den Besitzer wechselte. Wer nicht hören will, muss fühlen, dachte William. Seine Mutter hatte sich dieses Spruches häufiger bedient, als ihm lieb gewesen war, aber sie hatte immer recht damit behalten.
    Siedend heiß fiel William ein, dass Tanner sicher schon voller Ungeduld auf ihn wartete. Im Laufschritt machte er sich auf den Weg zurück. Wie ein Stechen fühlte er ein Augenpaar in seinem Rücken, und als er sich umwandte, bemerkte er, dass der ältere Kaufmann ihm neugierig nachsah.
    Beim Stand des Gerbers angekommen, fing sich William eine kräftige Ohrfeige ein.
    »D u sollst nicht trödeln, habe ich gesagt, und du lässt mich ewig warten! Du hast drei Lieferungen auszufahren. « Er drückte William den Griff des Karrens in die Hand. »D ie

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