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Die Widmung: Roman (German Edition)

Die Widmung: Roman (German Edition)

Titel: Die Widmung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunonia Barry
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nun war da eine Mauer zwischen ihnen, eine sehr wirkliche Mauer, die sein Blick nicht durchdrang. Als er heute so dastand, konnte er nicht seinen geliebten Garten sehen, auch wenn es ihm noch gelang, das Meer dahinter zu erkennen.
    Er wollte nach Hepzibah rufen, obwohl er wusste, dass sie nicht wirklich war, und sie kam ihm jetzt vor wie zwei unterschiedliche Menschen: die runzlige Alte, die er geschaffen hatte, der der echte Laden nachgebildet war, und eine Frau, so jung und schön, wie er sie sich einst hätte vorstellen können. Und er war erfüllt von Liebe für seine letzte Hepzibah, die in seinem Geiste eher seiner Figur Phoebe glich, Phoebe, die in ihrer aller Leben getreten war und alles geändert und wieder Licht und auch Liebe in das alte Haus gebracht hatte. Er fing an zu weinen und wusste, dass er beweinte, was einst war und was vergangen war.
    Jetzt wollte er mehr als alles andere seine Hepzibah sehen, und er wünschte sie sich mit einer solchen Kraft herbei, dass seine Knie ihren Griff freigaben und seine Kehle nicht mehr zugeschnürt war. Langsam, zuerst beinahe unmerklich, spürte er den Stein aufbrechen. Zuerst bewegte er eine Hand, dann einen Arm. Dann trat er vorsichtig einen Schritt weg von der Wand und auf das Fenster zu.
    Als er dazu fähig war, machte er sich an sein Tagwerk. Mit wachsender Kraft zog er die Jalousie hoch und öffnete den Kramladen. Es war nicht Hepzibahs Laden, den er im Buch geschaffen hatte; es war nicht einmal eine schlechte Kopie davon. Aber es war das Beste, was ein alter Mann leisten konnte.
    Die Kunden kauften, was er hinausstellte. Einer nach dem anderen kamen sie, schüchtern zuerst, wie der kleine Junge in seiner Geschichte, dann immer mutiger.
    Zee fand keinen Parkplatz in der Turner Street. Der Platz vor dem Haus mit den sieben Giebeln war voll mit Touristenbussen, und die Touristen, die mit dem eigenen Auto kamen, parkten auf dem Gehsteig und ignorierten die NUR FÜR ANWOHNER -Schilder, weil sie den Zehn-Dollar-Strafzettel sowieso nicht bezahlen würden.
    Sie parkte schließlich auf dem kleinen Rasenstück, wo Finchs Vogelhäuschen hingen. Beim Aussteigen sah sie einen Touristen mit einem antiken Schiffsmodell davongehen, das ihm aus Finchs Erdgeschossfenster in die Hände geflogen zu sein schien.
    Ihr erster Gedanke war, dass Finch gerade beraubt wurde. Dann bemerkte sie die Souvenirtüten, die der Mann am Arm hängen hatte, und das Kind neben ihm. Als sie näher kam, sah sie das handgeschriebene Schild über dem Fenster: HEPZIBAHS KRAMLADEN . Darunter ein kleineres Schild, ebenfalls handgeschrieben: ALLES MUSS RAUS .
    Finch standen die Haare in weißen Büscheln nach oben. Seine Stimme klang heiser. Er erkannte sie erst, als sie direkt vor ihm stand, und in diesem Moment fing er sofort zu weinen an.
    Die Touristen wichen zurück, machten Platz.
    »Papa«, sagte sie. »Was ist denn hier los?«
    »Hepzibah«, sagte er. »Meine Zee.« Er streckte ihr die Arme entgegen und drückte ihr die Hand so fest er konnte. »Ich hab es mir gewünscht«, sagte er und wandte sich dann an sein Publikum, mit einem ganz neuen Glauben an das Leben. »Ich hab es mir gewünscht!«, rief er.

2. TEIL
    Juni 2008
    Die alte Methode der Koppelnavigation oder Koppelung ist häufig unzuverlässig. Wind, Gezeiten und Stürme können das Schiff leicht vom Kurs abbringen. Jeder Fehler zieht andere nach sich und verändert den Kurs in entscheidender Weise, oft mit tragischen Folgen. Aus diesem Grund gingen die Seefahrer allmählich zur Astronomischen Navigation über. Die Gestirne sind konstant. Die Erde dreht sich, aber die Gestirne haben ihre festen Orte am Himmel. Auch bei schlechtestem Wetter klart der Himmel irgendwann auf, so dass man ihre Positionen bestimmen kann.

7
    Finch bemühte sich, so schnell und präzise wie möglich den Mittelfinger mit dem Daumen zu berühren. Mit der rechten Hand stellte er sich recht gut an, aber mit der linken war er langsamer und ungeschickter.
    »Es ist normal, dass eine Seite schwächer ist als die andere«, sagte der Arzt, der sich Notizen machte.
    »Das kennen wir«, sagte Zee. Sie hatten das schon mindestens ein Dutzend Mal mitgemacht. »Wir sind wegen des Medikaments hier.«
    »Bedauerlich«, meinte er. »Aber wir wussten, dass wir damit vielleicht kein Glück haben würden. Gerade dieses Präparat soll starke Nebenwirkungen auslösen. Bei manchen Leuten ruft es Halluzinationen hervor.«
    »Und er gehört eindeutig dazu. Er hat sich für Nathaniel

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