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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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über den Fall Freytag sprechen. Vielleicht kann er mir einen Rat geben, wie man die Sache anpacken soll.«
    »Ich wünschte, du würdest mich nach Frankfurt mitnehmen.«
    »Ich weiß, mein Kleines«, sagte er und fuhr mit den Fingerspitzen zärtlich über ihre Wange, »es ist nicht sehr angenehm für dich, hierzubleiben. Es stehen plötzlich ein paar Wolken vor der Sonne, nicht wahr? Aber du solltest dich heute um deine Mutter kümmern.«
    Manuela hob den Kopf, als lausche sie einem Ton nach, dessen Bedeutung ihr fremd war.
    »Du bist plötzlich so anders«, murmelte sie, »du bist so verändert...«
    »Nicht doch«, sagte er kopfschüttelnd und hob ihr Kinn, um ihr in die Augen zu sehen, »ich habe mich nicht verändert. Nichts hat sich verändert. Es sind nur einige Ereignisse eingetreten, die mich sehr beschäftigen. Es mag merkwürdig klingen, aber mir ist, als würde ich dich und deinen Bruder Gregor und auch deine Mutter schon seit Jahren kennen. Und ich habe das Gefühl, daß ihr jemanden braucht, der sich ein wenig um euch kümmert.«

15

    Viktoria erreichte ihren Anwalt erst am späten Nachmittag. Sie hatte ihren Schwächeanfall inzwischen völlig überwunden. Sie war alles andere als eine robuste Natur, aber wie sehr viele zarte Menschen besaß sie eine zähe Widerstandskraft, die sie mit schwierigen Situationen immer fertig werden ließ, sobald sie das kurze Stadium der Lähmung überwunden hatte. Der Anwalt versprach ihr, sich sofort mit der Polizei in Verbindung zu setzen und dafür zu sorgen, daß Gregor unverzüglich — also spätestens im Laufe des kommenden Tages — dem Untersuchungsrichter vorgeführt würde. Er empfahl ihr, Gregors Verteidigung Justizrat Meisinger zu übergeben, einem ausgezeichneten Juristen, der als Strafverteidiger in hohem Ansehen stand. Er selber wollte versuchen, den Justizrat noch im Laufe des Nachmittags zu erreichen, um anzufragen, wann er Viktoria empfangen könne. Tatsächlich läutete er Viktoria eine Stunde später an und sagte ihr, daß Justizrat Meisinger sie morgen vormittag um zehn in seiner Kanzlei im Hause der Gewerbebank erwarte.
    Manuela bekam das Gespräch mit und ließ einen anerkennenden Schnalzlaut hören: »Justizrat Meisinger... Ich glaube, das ist genau der Mann, den Bert sich vorgestellt hat.«
    »Woher kennst du ihn?«
    »Ach, Jürgen hat mich zu ein paar Schwurgerichtsverhandlungen mitgeschleppt. Einmal war es der Justizrat, der einen Kerl verteidigte, der einen Mord begangen hatte. Er war in einen Kiosk eingebrochen, der Besitzer überraschte ihn dabei und wurde von ihm erschlagen. Der Justizrat plädierte auf Totschlag und kam damit tatsächlich durch. Großartig, sage ich dir.« Sie stellte sich in Positur und schien Lust zu haben, das großartige Plädoyer für den Totschläger zu wiederholen.
    Zum Glück für Viktoria läutete das Telefon. Guntram war am Apparat. Er meldete sich aus Frankfurt und schien ehrlich erleichtert zu sein, als Viktoria ihm auf seine besorgte Frage nach ihrem Befinden antworten konnte, daß es ihr ausgezeichnet gehe und daß sie sich völlig erholt habe. Sie berichtete ihm kurz von ihrem Gespräch mit Dr. Müller und von ihrer Verabredung mit Justizrat Meisinger, ehe sie den Hörer Manuela übergab, die neben ihr stand und mit der Sohle ungeduldig auf den Boden klopfte.
    »Hallo, Bert, von wo aus rufst du an?«
    »Aus der Privatwohnung meines Freundes Hellwig. Er sitzt neben mir und mixt uns einen Manhattan.«
    »Laß deinen Freund einmal >Piep< sagen.«
    Das >Piep< und das Lachen, das aus dem Apparat an ihr Ohr drang, kam fraglos von einer Männerstimme.
    »Bist du jetzt beruhigt?«
    »Vollkommen beruhigt.«
    »Dann hör bitte gut zu! Ich habe morgen noch in meinem Büro zu tun und komme erst am späten Abend zurück. Wie hieß doch der junge Mann, der bei euch im Geschäft die Buchhaltung unter sich hat?«
    »Balzer«, antwortete sie, »Hermann Balzer.«
    »Dann versuche, diesen Herrn Balzer morgen im Laufe des Tages zu erwischen. Triff mit ihm eine Verabredung außerhalb des Geschäftes. Freytag darf auf keinen Fall etwas davon merken.«
    »Und dann?«
    »Du mußt versuchen, aus ihm herauszuquetschen, welche Möglichkeiten ein Mann in Freytags Position in eurem Geschäft hat, Geld für sich zu vereinnahmen. Verstehst du? Er muß einen Trick haben, kostspielige Apparate zu verkaufen oder zu verpfänden, ohne daß diese Machenschaften in der Bilanz erscheinen.«
    »Und das soll Herr Balzer herausknobeln?«
    »Genau

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