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Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Titel: Rache - 01 - Im Herzen die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Miles
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darüber nachzudenken, tat er, was sie von ihm verlangte, und hielt die gefalteten Hände vor dem Gesicht in die Höhe. »Ich flehe dich an, da runterzukommen.« Bitte fang jetzt nicht an zu heulen. Er würde nicht vor ihr heulen. Seine Augen fingen an zu brennen.
    Er sah einen Lichtblitz im Augenwinkel, als wäre gerade ein Auto vorbeigefahren, doch die Straße hinter ihm war leer.
    Und dann war sie, mit einem lockeren Sprung, plötzlich neben ihm und zog ihn vom Boden hoch. Seine Knie waren ganz feucht. Der Schnee begann schon pappig zu werden.
    Chase stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, der ein Wölkchen in der eisigkalten Luft vor seinem Gesicht bildete. »Was zum Teufel sollte das denn?«, fragte er.
    Ty zog die Augenbrauen hoch. »Sei doch nicht sauer. Ich hab doch nur Spaß gemacht«, antwortete sie und grinste.
    »Im Ernst, Ty. Ich hab dir gesagt, dass ein Mädchen auf diese Weise fast gestorben ist, und du hast getan, als würdest du mich nicht mal hören oder als wäre es dir total egal.« Chase konnte nicht anders – er war immer noch wütend. Er hatte keine Lust mehr, noch länger mit ihr da draußen zu sein. Irgendwie wurde ihm die ganze Sache langsam unheimlich.
    »Chase, Chase«, sagte sie, jetzt etwas sanfter. »Weißt du denn nicht, dass wir alle irgendwann sterben müssen?«
    »Was?« Er blieb wie versteinert stehen, starrte sie an und hatte das Gefühl, dass jetzt irgendwie der ganze Abend verdorben war.
    »Ach, schon gut«, sagte sie. Dann nahm sie sein Gesicht in beide Hände und beugte sich ganz dicht zu ihm hin. »Es tut mir wirklich leid, dass ich dir einen Schrecken eingejagt habe«, flüsterte sie. Irgendetwas in ihren glänzenden Augen brachte ihn dazu, ihr zu glauben. Und als sie dann seine Hand mit ihren zierlichen Fingern umschloss, überrollte ihn eine Welle der Erleichterung. Mehr als nur Erleichterung – es war, als hätte er noch einen Schluck von diesem europäischen Schnaps getrunken, den sie mit sich herumtrug – er fühlte sich ganz warm und berauscht. Alles würde gut werden.
     
    Sie setzten ihren Spaziergang fort, bogen um eine Ecke und standen dem Sportplatz der Middleschool gegenüber, der mit einer reinen, unberührten Schneedecke überzogen war und sich wie ein weißes Blatt Papier vor ihnen ausbreitete. Als sie auf die weite Fläche hinausliefen, konnten sie beim Umdrehen hinter sich ihre Fußabdrücke sehen, die, einsam und starr, Muster in das kristallene Weiß zeichneten. Tys Abdrücke verschwanden viel schneller im Schnee als die von Chase, schienen fast völlig wegzuschmelzen.
    »Komm, wir machen Schnee-Engel«, sagte Chase. Das hatte er seit seiner Kindheit nicht mehr gemacht.
    »Schnee-was?«
    »Schnee-Engel. Du weißt schon.«
    Ty schüttelte den Kopf.
    »Hast du noch nie einen Schnee-Engel gemacht?«, amüsierte sich Chase. »Vielleicht gibt’s ja doch noch etwas, was ich dir beibringen kann!« Er drehte sich um, sank in das flockige Weiß und ruderte mit Armen und Beinen, ohne sich darum zu kümmern, wie er dabei aussah. Er kümmerte sich noch nicht einmal darum – jedenfalls nicht sonderlich intensiv –, dass die neue marineblaue Jacke, die seine Mom ihm zu Weihnachten gekauft hatte, vom Schnee ganz nass wurde. Er stand vorsichtig auf und trat aus seinem Abdruck heraus.
    »Siehst du? Da ist der Kopf und das da sind die Flügel«, erklärte er, nahm Tys Hand und zeigte auf sein Kunstwerk. Sie setzte ein strahlenderes Lächeln auf, als er je gesehen hatte, zeigte dabei diese unglaublich perfekten Zähne, drehte sich dann um, ließ sich fallen und machte selbst einen Schnee-Engel. Anschließend richtete sie sich kichernd wieder auf.
    »Ich hab’s geschafft!« Sie zeigte darauf. Dann übersäten sie den Sportplatz mit Schnee-Engeln, bis sie beide völlig durchnässt waren. Als Chase Ty dabei zusah, wie sie über den Platz lief, Schneeflocken fing und sich im Schnee wälzte, fiel ihm wieder ein, wie es war, ein Kind zu sein, bevor solche Dinge wie Geld, In-sein, Sportranglisten und Freundinnen zählten. Da breitete er die Arme weit aus und ließ sich rücklings in den Schnee sinken. Die Sterne über ihm blitzten und funkelten.
    Dann erschien sie in seinem Blickfeld, stand über seinen Beinen und blendete ein Stück vom Himmel aus. Er streckte die Hände hoch, damit sie ihm aufhalf. Und als er zum Stehen kam, umarmten sie sich beinahe. Er fröstelte so sehr, dass er Mühe hatte zu verhindern, dass seine Zähne klapperten. Sie musste auch frieren.

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