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Schatzfinder

Schatzfinder

Titel: Schatzfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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nicht tun wollen.
    Natürlich folgt wilder Protest: Wieso? Doch, das wollen wir! Wir sind entschlossen!
    Nein, sind sie nicht. Denn wenn sie wirklich entschlossen wären, diese drei Dinge zu tun, dann hätte nichts in der Welt sie davon abhalten können – sie hätten sie schon längst getan!
    Diese heute so inflationär gestellte Frage »Was willst du?« und die Suche nach diesem wahren Willen sind eigentlich sinnlos. Wenn etwas wirklich ein Ziel ist, macht man es ohnehin gerne. Das Ziel zieht Sie magisch an, es gibt so etwas wie einen magnetischenEffekt, einen Zielmagnetismus. Es geht ganz automatisch. Und wenn der Magnetismus fehlt, dann nützen keine guten Vorsätze, dann bringen Sie keine zehn Pferde dazu, es zu tun. Außer Sie wollen es wirklich, dann tun Sie es!
    Wenn jemand Raucher sein will, dann raucht er. Egal was er sagt oder was andere sagen. Und wenn jemand Redner werden will, dann redet er. Egal was er sagt und was andere sagen.
    Einer beteuerte mir gegenüber einmal, dass er Redner werden wolle. Und das klang auch ganz sinnvoll und plausibel. Ich half ihm ein wenig dabei. Zeitgleich hatte er eine unternehmerische Idee. Ein Jahr verging, wir trafen uns wieder. Sein Unternehmen hatte Wurzeln geschlagen und wuchs kräftig, erste Blütenknospen bildeten sich schon. Ich gratulierte. Dann wollte er wissen: Wie geht es weiter mit dem Rednersein? Was muss er als Nächstes tun? Er war seit unserem letzten Gespräch keinen Schritt weitergekommen. Jetzt wollte er wissen, woran das liege, schließlich wolle er ja Redner werden …
    »Ich glaube nicht«, sagte ich.
    »Wie?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie Redner werden wollen. Sonst hätten Sie es schon umgesetzt.«
    Beim Unternehmersein gab es bei ihm offenbar einen größeren Zielmagnetismus. Es ging wie von selbst. Aber seine Rednerei war völlig unmagnetisch, sie zog ihn nicht an – egal was er sagte, beteuerte und behauptete. Die Taten bringen den Willen ans Licht, die Worte nur die Wünsche …
    Mein Rat an diesen Mann war, seinen Wunsch, Redner zu werden, loszulassen. Auch wenn es schwerfällt. Unternehmer sein genügt doch schon für ein ganzes Leben.
    Ich glaube, wir richten uns in solchen Situationen auf sehr geschickte Weise Ablenkungssysteme ein.
    Aber das tun wir alle oft: Wir halten an Dingen fest, obwohl sie keinen Zielmagnetismus (mehr) haben. Einfach, weil wir glauben, es müsste so sein. Oder weil es unser Ego streichelt. Ich habe beispielsweise einmal eine Firma festgehalten. Eine tolle Firma, etwas, auf das man stolz sein kann. Aber ich war gar nicht stolz. Denn ich war nicht mit dem Herzen dabei. Mein Ego fand es gut, diese Firma zu besitzen. Aber die Intensität der elektromagnetischenSchwingungen zwischen der Firma und mir strebte gegen null. Ich glaube, wir richten uns in solchen Situationen auf sehr geschickte Weise Ablenkungssysteme ein. Wir versuchen dann, rational zu erklären, warum dies oder jenes für uns richtig oder falsch ist. Mit dieser Postrationalität erklären wir aber nicht im Nachhinein, was wir wirklich wollen, sondern das, was wir unabhängig von unserem Willen glauben, tun zu sollen.
    Auch das umgekehrte Phänomen gibt es nämlich: etwas tun, ohne den blassesten Schimmer zu haben, warum das sinnvoll sein könnte. Es fühlt sich einfach nur richtig an. Das, was sein muss, das, was man tun muss – unabhängig von Gründen oder Begründungen –, das, was wir ein Leben lang bereuen würden, wenn wir es nicht tun würden. Das, was unser Herz uns vorschreibt. Auf diese Weise habe ich beispielsweise schon so manches Buch geschrieben. Auch wenn Experten zu mir sagen, dass mein Büchlein über Meilen, Punkte und Rabatte eher kontraproduktiv für meinen Auftritt in der Öffentlichkeit ist, auch wenn ich selber einsehe, dass es nicht richtig war, das Buch zu schreiben – ich habe es trotzdem gerne gemacht. Ich mache viele Dinge, die nicht direkt zum Ziel führen. Und von denen ich nicht weiß, ob sie einmal indirekt zum Ziel führen werden. Ich mache sie trotzdem. Einfach weil es sich gut anfühlt. Und interessanterweise sind diese Dinge auf indirekte Weise oft erstaunlich wirksam und effektvoll.
    Es ist nämlich so: Die Umstände, auf die wir erklärtermaßen Rücksicht nehmen, errichten wir uns oft genug selbst, wir reden sie uns ein, wir rationalisieren und errichten uns unsere Begrenzungsmauern, damit wir etwas haben, an dem wir uns im Dunkeln des Lebens entlangtasten können.
    Aber Mauern sind nicht dazu da, um uns zu

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