Weihnachtsbote auf vier Pfoten
»Mom« genannt, so wie er niemals »Dad« zu Al gesagt hatte. Sie waren nie eine Bilderbuchfamilie gewesen. War es zu spät, um es noch einmal zu versuchen? »Sie ist zu deinem Dad ins Krankenhaus gefahren.«
Kendra runzelte die Stirn. »Sie hätte warten sollen. Ich hätte sie gern begleitet.« Nun knabberte sie an ihrer Unterlippe, und Zach wusste ganz genau, was sie gerade dachte.
»Er kommt wieder auf die Beine«, sagte er.
Kendra lieà sich auf einen Stuhl fallen und sah ihn so böse an, als wäre es irgendwie seine Schuld, dass ihr Vater im Krankenhaus lag. »Wie kannst du dir da so sicher sein? Woher willst du wissen, dass er nicht ein Emphysem oder so etwas bekommt?«
Zach wäre lieber zu einem Brand ausgerückt, als hier in der Küche zu sitzen und nach beruhigenden Worten für seine unglückliche Stiefschwester zu suchen. »Du hast recht, ich kann es dir nicht garantieren. Im Leben gibt es nun mal keine Garantien. Doch im Krankenhaus erhält dein Dad im Augenblick die bestmögliche Pflege.« Jetzt stiegen Tränen in Kendras blaue Augen. O nein! Zach seufzte innerlich. »He, du brauchst nicht zu weinen, SüÃe«, sagte er.
Zu spät. Seine Worte gingen in ihrem Schluchzen unter. »Armer Daddy.«
Ehe er sichâs versah, hockte Zach ein zweites Mal an diesem Morgen vor einem der Küchenstühle und versuchte, die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Aber er war nun einmal Feuerwehrmann und kein Therapeut, dennoch empfand er seine eigene Unzulänglichkeit als hässlichen Makel.
Eine halbe Stunde später gesellte sich Natalie zu ihnen, und noch mehr Tränen flossen. »Es ist alles meine Schuld«, jammerte sie wieder.
»He«, sagte er streng, »red keinen Unsinn, Nat!«
»Aber es ist doch wahr«, beharrte sie.
Nun ja, in gewisser Weise schon. Menschen wurden unvorsichtig, besonders an den Feiertagen. »Unsinn. Du bist doch keine Brandstifterin«, widersprach er dennoch. »Es ist ja nicht so, als hättest du Feuer legen wollen . Dann könnte man von âºSchuldâ¹ sprechen. Es ist einfach dumm gelaufen, Nat.«
»Unser Haus ist ruiniert«, schluchzte sie. »Und Weihnachten auch.«
»Nein, das ist es nicht.« Zach hielt sie auf Armeslänge von sich weg und bedachte sie mit seinem strengsten GroÃer-Bruder-Blick. »Alle leben, und wir sind zusammen. Das ist das einzig Wichtige. Und Weihnachten ist noch nicht vorbei, also fahren wir nach dem Frühstück los, um einen Baum zu besorgen.«
»Wir haben keinen Christbaumschmuck«, wandte Natalie ein. »Ich habe ihn mit allem anderen abgefackelt.« Und schon brach sie erneut in Tränen aus.
»Ich habe Christbaumschmuck«, sagte Zach.
Kendra sah ihn zweifelnd an. »Du?«
Er runzelte die Stirn. »Wie sehe ich aus â wie der Grinch?«
»Dein Haus wirkt jedenfalls wie sein Hauptquartier«, gab sie zurück, nahm ihren Worten aber mit einem Lächeln die Schärfe.
»Nun, dann werden wir das ändern.« Zach ging zum Küchenschrank, um ein Päckchen Pfannkuchenbackmischung hervorzuholen, und stellte eine groÃe Metallschüssel auf die Arbeitsplatte. »Zuerst werden wir uns mit einem guten Frühstück stärken, und dann fahren wir los und besorgen einen Baum.«
Er beauftragte die Schwestern, den Tisch zu decken, während er die Pfannkuchen ausbackte. Was sich als pure Zeitverschwendung herausstellte. Von dem groÃen Stapel, den er schlieÃlich auf den Tisch stellte, aà keines der Mädchen mehr als einen. Natalie schaffte sogar nur einen Bissen und schob dann den restlichen Pfannkuchen zehn Minuten lang auf dem Teller herum, ohne ihn noch einmal anzurühren.
»Nimm dir einen anderen, Nat«, schlug Zach vor und hielt ihr die Platte hin.
Aber sie schüttelte nur stumm den Kopf.
Als könnte ein anderer Pfannkuchen sie aufheitern! Zachary Stone, was für ein Idiot du doch bist!
Was würde Merilee jetzt tun? Und warum zum Teufel dachte er in einem solchen Moment an sie? Vielleicht, weil sie ihr Leben immer so gut im Griff zu haben schien. Und nicht nur sie, sondern offenbar ihre ganze Familie. Wie schafften die Leute das nur? Zach hatte keine Ahnung, doch er hoffte, dass er es lernen würde.
»Also los«, versuchte er es aufs Neue, »lasst uns einen Baum besorgen! Aber vorher sollten wir noch den guten alten Tom und Queenie
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